Pfingsten
2011
Liebfrauenhöhe-Horb
Dieses
Jahr wollen wir schon in den Pfingstferien 4 Tage „vorpilgern“. Zorra steht
beim Hengst zum Decken, somit muß Hakima alleine ran. Das Gepäck wird
reduziert, geplant ist, öfter mal ein Gasthaus oder eine Ferienwohnung
aufzusuchen. Nun mit einem großen Hund ist das jedoch so eine Sache, deshalb
Enzo wird aus diesem Grund auch noch kurzerhand in „Urlaub“ geschickt.
Die neue
Familienkarre wird beladen, Pony in den Hänger und schon sind wir auf dem Weg zur
Leibfrauenhöhe. Unterwegs fallen uns viele Dinge ein, die wir vergessen haben.
Bei Lösdau wird noch schnell ein Wanderreit- Zaunset gekauft, die fehlenden
Mützenbestände aufgestockt, dann geht es weiter Richtung Schwarzwald.
Wir sagen
kurz bei Semmelmanns Hallo, satteln und bepacken das Pferd, das Gespann wird in
einer ruhigen Ecke abgestellt und schon kann es los gehen. Greta führt schon mal die Hakima auf den Hof,
wir verabschieden uns von Berni und den Schwestern, kurz gewunken und es geht
raus in die Natur.
Links die
Pferde auf der Koppel, über uns die Lerchen am singen und rechts von uns die
Autobahn am rauschen….
Diese ersten Meter (Kilometer) sind wie immer schrecklich;
spannend; aufregend usw. zugleich: einerseits die Freude, dass es endlich los
geht, andererseits ist noch keinerlei Rhythmus in der Gruppe, das Gepäck noch
nicht optimal, die Jacke wird aus – und dann wieder angezogen, - es läuft
einfach noch nicht rund.
Das Pony hat mega Hunger und ist auf der Jagd nach
sämtlichen Grasbüscheln und vergisst seine gute Erziehung, die Kinder rennen
entweder voraus und sind nicht zu bremsen, oder trödeln hinterher, maulen und
beschließen, mit dem Pilgern aufzuhören und zwar sofort……..seufz.
Blick zurück zur Klosteranlage der Leibfrauen Höhe . Die
Kirchen der Schönstattschwestern sind überall auf der Welt in der gleichen Form
gebaut- der Krone Mutter Gottes nachempfunden- so stehts im Pilgerbüchlein.
.
Doch damit können wir unsere Kinder im Moment nicht
beeindrucken, geschweige denn motivieren…
Und dann- keine 500m weit und schon hat Klemens eine
Blase!!! Das gibt’s doch nicht! Der Kerl hat, bequem und nachlässig wie er ist,
seine Strümpfe nicht richtig angezogen, es gab Falten und schon hats gerieben.
Also ab auf die Bank am Wegrand, Betaisadonna und Pflaster drauf und hoffen,
dass gut is.
Hoffentlich schaut keiner vom Klosterhof über die Felder
und sieht, dass die tapferen Pilger schon die erste Pause machen!!
Den Buben aufs Pferd und weiter geht’s. Auf einem
klapprigen Fahrrad kommt uns eine eigenartige Dame der Marke Althippie entgegen
. Sie ist hell entzückt und beginnt uns zu preisen: Eselwandern oh wie wunderbar!! Stopp: das hier ist ein Pferd, wenn auch alt
und klein und dick, doch dafür bezahlt und treu und tapfer und- mit KURZEN
Ohren! *G*
Über die Autobahn hinweg, im Sonnenschein durch die
Felder, doch der Wind treibt dicke Wolken vor sich her. Ein Spiel: was erkennt
ihr in den Wolken. So sind die Kinder beschäftigt und vergessen das
marschieren. Am Wegrand ein Feld mit Futterrüben- das kennen die Kids noch
nicht- so was gibt’s bei uns nicht mehr. Ich erkläre, dass wir früher als
Kinder daraus Rübengeister geschnitzt haben- damals gabs noch keine Kürbisse an
jeder Ecke und das ganze Ami-Halloweenzeugs…
Das erste Dorf. Zur linken am Ortseingang der Friedhof.,
Pauline will das Kirchlein besichtigen (ist aber zu), Hakima am Brunnen saufen,
Klemens nach Hause und Greta ist völlig fasziniert vom toten Spatz auf der
Friedhofsmauer.
Wir klappern durch´s Dorf- oder nee, klappern ist nicht-
Hakima hat ja diesmal keine Eisen. Im Garten nebenan werden wir von einer Horde
giftiger Köter angekläfft- eine ganze Meute Mini-Yorkshires, teils im Pullover,
aber alle mit sorgsam eingepackten Bärten. Sind wohl Showhunde- wir findens
affig…
Nach dem Dorf ist alle 2-300m ein Feldkreuz mit Ruhebank –
ist sehr katholisch hier und die Leute sind wohl sehr ruhebedürftig… wir nutzen
eine Bank, um die Kinder nach Zecken ab zu suchen und mit Antizeckenzeug
einzuschmieren. Keine 5 km unterwegs und schon krabbeln diese Mistviecher auf
uns rum.
Endlich geht es wieder durch Wald. Die Wege werden besser,
d.h. enger, steiler, abenteuerlicher. Hakima erinnert sich an letzten Sommer,
und fädelt selbständig durch die Engpässe. Sie muß jedoch erst wieder ein
Gefühl für ihre enormen Abmessungen mit den Packtaschen bekommen.
Unten im Tal ein Dorf; in der schwülen Mittagshitze wie
ausgestorben, wir sehen keine Menschenseele.
Und sogleich geht es wieder steil bergauf. Der Jakobsweg
zweigt von der Strasse ab und überquert eine Bahntrasse – genau über dem Ein-
bzw. Ausgang eines Bahntunnels. Der Pfad ist sehr schmal und führt auf der
anderen Seite um eine 90° Kurve. Sehr eng alles. Tief unter uns die Gleise,
rechts der blanke Fels, links das Geländer.
Hoffentlich kommt jetzt kein Zug aus dem finsteren Loch!! Langsam Tritt
für Tritt die Hakima um die Kurve bugsiert, das Gepäck streift etwas, aber die
alte Dame macht das souverän, da kommt auch schon ein Zug vorbei gerauscht.
Aber das brave alte Pony ist tapfer und lässt sich von so was nicht aus der
Ruhe bringen.
Auf schmalem Pfad geht’s weiter. Weit vor uns, auf dem
wieder breiteren Waldweg schlendert eine Dame in eigenartiger Weise- den Blick
ständig am Boden und immer wieder in gebückter Haltung. Wie wir näher kommen
erkennen wir den Grund- der Wegrand ist üppig voll mit reifen Walderdbeeren.
Nicht lange halten unsere Bedenken von wegen Fuchsbandwurm und ähnlichem Zeug-
und schon bewegen wir uns genauso fort- ständig am bücken und naschen – der
Fuchs kann ja nicht überall gewesen sein- wird schon gut gehen…
Unser weg führt in Serpentinen steil den Berg hinauf und
oben kommen wir plötzlich auf einen freien Platz- genannt Rauschbart- ein
Aussichtspunkt hoch über Horb . Für die Kinder gibt es einen Spielplatz, das
Kiosk hat geöffnet und wir genießen die Aussicht auf Altstadt, Gartenschau
Gelände und Neckar.
Bier für die Eltern und Junkfood für alle, Hakima findet
ein schönes Rasenfleckchen zum naschen. Hier ist gut sein!
Schnell zieht ein Wetter auf. Wir starten eilig, wollen
vor dem Gewitter noch tief unten die Altstadt erreichen, doch es erwischt uns
unterwegs eiskalt. Heftige Sturmböen, Sintflut, armdicke Äste reisst es von den
Bäumen und wir mitten drin. Weit und breit keine Möglichkeit zum unterstellen-
nie sind die Bushaltestellen da wo man sie braucht- wir werden so richtig naß!!
das Unwetter beginnt!
Bis wir unten in Horb auf dem Marktplatz ankommen sind wir
naß bis auf die Unterwäsche und es ist plötzlich saukalt!
In Horb sind an diesem Wochenende die Maximillian
Ritterspiele und wer weiß, vielleicht finden wir ja einen trockenen
Unterschlupf auf dem Turnierplatz? Zumindest Klemens und ich fänden das
ziemlich cool…
o.k. wir kommen völlig durchnässt und mitten im Feierabend
Verkehr- und Mittelaltermarktaufbau Chaos unten an und stehen erstmal etwas
planlos rum, was macht man da? Zuerst
mal das Pferd am Brunnen saufen lassen – kommt immer gut- ist eine gute Tat,
hat schöne Aussenwirkung und man hat Zeit, sich zu orientieren und
gegebenenfalls einen Plan zu finden, wie es weiter gehen soll. Nun, einen Plan
finden wir nicht, aber dafür findet uns der Figaro von nebenan. Aus dem
schicken Salon vor uns stürzt ein jugendlich wirkender Herr auf uns zu und sagt
uns, dass wir ein Quartier bräuchten. Nanu, steht uns das schon auf die Stirn geschrieben?
Recht hat er, doch wir sind etwas überrumpelt, er redet schnell und redet viel,
eine Box für das liebe Pferdchen hat er schon und die 5 Menschlein wird er auch
irgendwie irgendwo unterbringen…
Einwände von unserer Seite wie nur keine Umstände, Strohbett
reicht usw. lässt er überhaupt nicht gelten, er telefoniert herum und hat in
nullkommanix einen Wohnwagen für uns auf dem Campingplatz organisiert.
Wie er etwas ruhiger und seine Frisur vom Regen ruinierter
wurde, stellt sich im Laufe des Gespräches heraus, dass er der Vorstand vom
örtlichen Reitverein ist und besagter Campingplatz gleich hinter dem
Reitvereinsgelände liegt.
Nur: besagter Reitverein mit Box und der Campingplatz mit
dem Trailer liegt natürlich ein gutes Stück
Stadtauswärts..…Wir sagen artig Danke, der gute Mann gibt uns noch eine
Wegbeschreibung und telefoniert auch schon wieder - müde und naß schleppen wir uns aus der
Stadt – immer bergauf- war ja klar-oder?
Im Stall angekommen ist für Hakima die Box schon
hergerichtet- ach Luxus ist schon was feines! Unser mickriges Pferd wird
höflich wohlwollend beäugt und dann zwischen imposanten Friesen untergebracht.
Kurze Anweisungen an den Futtermeister, das Sattel und
Packzeug findet ein trockenes Plätzchen, dann werden wir von der Frisörgattin
zum nahen Campingplatz kutschiert- wir geniessen dankbar diese Hilfe.
Wir waren noch nie campen. Campiert, d.h. mit Zelt und
Schlafsack übernachtet haben wir schon sehr oft, aber so richtig ordentliches
Campingplatz campen kennen wir nicht. Super ist das! Zumindest empfinden wir
das heute mal so. An der Rezeption ist schon alles für unsere Ankunft
vorbereitet. Unsere Anmeldung , die Schlüssel für unseren Trailer, Münzen für
Duschen und Wäschetrockner liegen bereit- welch ein Luxus!
Schnell noch ein paar Bierchen, ein paar Snacks
eingekauft, die Kinder trocken gelegt und im Wohnwagen einquartiert. Wir müssen
feststellen, das Leben ist zwar manchmal sehr naß aber auch sehr schön!
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