Mittwoch, 17. Oktober 2012



Pfingsten 2011-2
Horb- Bettenhausen

Die Kinder finden den Wohnwagen klasse und toben wie die Blöden, den
Alten tun die Beine weh…..
Es wird eine super gemütliche Nacht, die Regentropfen klopfen auf ´s Dach, wir kuscheln im Matratzenlager.
Morgens ist die ganze Welt klatschnass, aber die Sonne scheint und alle Leute ringsum scheinen gute Laune zu haben.
Frühstück mit frischen Brötchen, aber ohne Kaffe, das restliche nasse Zeug versucht noch in der Sonne zu trocknen, dann packen wir unsere Siebensachen und schleppen diese zum Reitverein.
Hakima hat schon gut gefrühstückt und poussiert mit dem schicken Friesen gegenüber. Dem Stroh in ihrem Fell nach zu schließen hatte sie auch eine angenehme Nachtruhe. Prima, dann können wir ja die nächste Etappe anpacken.
Zuerst muß das ganze Geraffel wieder sortiert, das Pferd geputzt und gesattelt werden, dann beginnt das Packen. Die Reitschulkinder schauen neugierig zu, wie die vielen Taschen auf dem Pferd unterkommen.
Kurzer Abschied und wir marschieren wieder hinunter ins Neckartal nach Horb.
Dort wollen wir uns noch beim netten Herrn Vorstand bedanken und die Box bezahlen.
Horb ist 2011 Gartenschaustadt und die Anwohner haben verschiedene Plätze in der Stadt aussergewöhnlich dekoriert.
Die Kinder finden das begrünte und bepflanzte Auto toll und haben sofort gute Ideen, was man mit unserer alten Familienkutsche anstellen könnte!
Die Marktleute bauen ihre Stände auf, für die dick bepackte Hakima ist kein durchkommen. So geht Steffi mit den Kindern durch die Budengasse und schauen sich das Spektakel an, ich führe Hakima die Hauptstrasse entlang, unten am Platz wollen wir uns wieder treffen. Unten angekommen wollen die mich nicht in die Altstadt lassen ohne zu bezahlen, aber ich als fahrender Gaulhändler gehöre doch dazu!- nun die Dame kapierts nicht, versteht nicht was ich will, aber ein netter Polizeibeamter sorgt schließlich dafür, dass ich hinter die Absperrung zu meiner Familie darf.
Am Brunnen darf sich Hakima einen großen Morgenschluck nehmen, Steffi begibt sich ins Frisörgeschäft um sich zu bedanken und die Boxenmiete zu bezahlen, als mal wieder ein Malheur passiert – schlagartig riecht es auf dem Mittelaltermarkt authentisch!! Ein  wohlgeformter Haufen dampfender Bollen liegt auf dem Pflaster- vor den schicken Läden , hinter den Mittelalter Marktbuden. Als wohlerzogene Menschen fragen wir die Ladenbesitzer nach geeignetem Werkzeug, doch diese lachen und winken ab: dieses Wochenende würde das hier ganz gut passen wir sollen´s einfach liegen lassen, die Nachbarn hatten auch nichts einzuwenden, wir sollen ruhig weiter ziehn- also machen wir das auch. Steil geht es die Pflasterstrasse zum oberen Markt hinauf. Plötzlich lautes
R ufen von hinten unten: He Du Mann mit dem Pferd! Mach sofort die Scheiße weg!  Ein rastabezopfter Freak mit mehrfach metalldurchwirkter Nase und Ohren schimpft hinter uns her. Ein echter Pferdehaufen hinter seiner (Orginalzitat:) Gastronmie  geht gar nicht, das vertreibt die Gäste!
Braver Kerl wie ich bin , also umgedreht und den steilen Berg wieder hinunter auf den zu- und siehe da, je näher ich kam umso höflicher wurde der!?!? Obs nicht eventuell doch möglich wäre, den Haufen zu beseitigen undso.. er hatte auch Werkzeug und Müllsack und half mit. Nebenan sitzt ein schwarzer Mann auf der Bank, beobachtet und das Ganze und amüsiert sich köstlich über diese komischen Deutschen!
Den Mist entsorgen wir dann in den Kübel neben der „Gastronomie“, der nette schwarze Herr wünscht uns gute Reise und lacht noch ein wenig über den ungebürsteten Mittelalterwirt und wir ziehen unseres Weges..
Was lernen wir daraus:  Freak sind oft spießig und sog. Spießer(Frisör und Kaufmann) sind oft lässig …
Ich lechze nach einer Tasse Kaffee, doch in diesem Marktaufbau Chaos ist keine Bäckerei oder Stehkaffee zu finden und sämtl .  Mittelaltergastros sind noch nicht so weit. Ein netter älterer Herr unterbricht seinen Aufbau und fragt nach dem Woher und Wohin. Es stellt sich heraus, dass wir gemeinsame Bekannte haben, aber ihm kommen unvermittelt die Tränen, als ich ihm erzähle, dass jener gem. Bekannte unlängst verstorben ist.
Die Kirche ist nicht besonders spannend, Kaffe gibt’s nicht, also nix wie raus aus dieser belagerten Stadt.
Ein enger Durchlass durch die alte mächtige Stadtmauer und schon sind wir wieder in der Natur- noch ein paar Häuser auf der linken Wegseite, dann sind wir ganz im Wald. Gar nicht weit und wir gelangen nach Ihlingen. Leider keine Bäckerei oder sonstige Einkaufsmöglichkeit, aber dafür eine wunderschöne romanische Jakobskirche die zur Rast einlädt.
Pauline fotografiert in der Kirche, ich finde im Pilgerbuch einen Eintrag von der lieben Pilgerfamilie, die uns im letzten Jahr so gastfreundlich aufgenommen hat. Einen Pilgerstempel in den Pilgerpass gibt’s auch, dann drängt es uns auch schon weiter


Einsam und schön eben geht es durch den Wald, tief unten der Neckar und die Bundesstrasse.
Die Grossen spielen Pferdchen und galoppieren voraus, Greta sitzt auf Hakima. Alle haben einen Heidenspaß, immer über die vielen Wasserrinnsale zu springen, die unseren Weg kreuzen; ich muß mit Hakima ständig antraben, damit die auch richtig springt- das Kind hat seinen Spaß , das Gepäck wackelt und klappert…
Aus dem Wald heraus und wir gelangen nach Dettingen- hier soll es Einkehr und Läden geben.
Ohne Schatten ist es sehr heiß, dämpfig, enorm hohe Luftfeuchtigkeit – das pilgern wird zäh auf dem heißen Asphalt. Wir schleppen uns müde und hungrig zur Dorfmitte hin. Dort finden wir auch ein geöffnetes Gasthaus mit Aussenbewirtung und ein guter Anbindeplatz mit Schatten für ´s Pony auf der anderen Strassenseite.

Hakima wird eingeparkt und wir gehen zum Einkehrschwung. Die Kinder haben mächtig Hunger- so langsam werden sie teuer, da ist nix mehr mit ner Portion Pommes, ein ordentliches Schnitzel muß schon noch dazu auf den Teller!
Wie wir nach unserer Pause weitergehen kommen wir an einer Bäckerei vorbei und jeder haut sich zum Nachtisch noch ein Süßstückle rein. Und schon stehen wir vor einem mörder Aufstieg- macht keinen Spaß mit so vollem Bauch!! Das klettern wird hart, doch oben auf der Höhe ist es frischer und es geht eben weiter.

Wir finden ein Schild mit der Aufschrift
Santiago de Compostela 2260 Kilometer – das macht Mut, denn vor der Kirche in Jhlingen stand auf dem Stein 2270km- wir haben schon wieder 10km geschafft! Santiago wir kommen!  Wenn auch recht langsam…
Oben auf den Schwarzwaldhöhen hat man viele tolle Ausblicke, Wald im Tal , Wiesen und Obstbäume oben auf der Hochfläche, die Wolken treiben ganz tief über uns dahin. Wir passieren einen hübschen kleinen Weiler, Priorberg, schöne Bauernhöfe, da könnte man gut Pferde halten in diesen Wiesen! Und schon grüsst uns auch ein schicker kleiner Ponyhengst – hoffentlich bleibt der hinter seinem Zaun! Westernpferde auf dem Nachbarhof. Doch das Dorf ist wie ausgestorben, keine Menschenseele weit und breit, das Gasthaus ist geschlossen. Wir ziehen weiter, werden langsam müde und das Wetter sieht auch nicht gerade gut aus.
Das nächste Dorf kommt in Sicht, aber der Jakobsweg führt in 500m Abstand daran vorbei- wir biegen ab und versuchen unser Glück- vielleicht finden wir ja ein Plätzchen für die Nacht!?
Gleich am ersten Haus ist eine Dame am Rasen mähen, die halten wir mal eben von der Arbeit ab und fragen, ob sich hier im Dorf wohl ein Quartier für uns finden würde.
Sie versorgt uns zuerst mal mit frischem Sprudel und die Kinder bekommen Kekse, dann wird die Nachbarin mobilisiert, denn die hat schließlich noch eine Landwirtschaft. Aber leider sind Stall und Scheune der Nachbarin voll gestellt , so muß Plan B her. Eine andere Nachbarin hat einen neuen Pferdestall gebaut- sie möchte mit der Pferde -Pensionshaltung anfangen. Wir finden sie vor dem Haus auf der Treppe sitzend eine rauchen. Nein, sie will uns nicht aufnehmen, der Stall ist zwar fertig, aber da müsste man erst noch einstreuen und so, das geht nicht. Pech.
So schnell geben unsere Tippgeber jedoch nicht auf und geleiten uns zu Plan C – einem weiteren Bauernhof, der zudem auch noch eigene Pferde hat. Dort angekommen ist gerade der Hufschmied am schaffen.
Jeder hat für uns eine bessere Idee, ich will eigentlich nur weiter- im nächsten Dorf wird sich schon was passendes finden. Steffi lässt sich ziemlich verwirren- dass es im nächsten Dorf garantiert nix gibt, denn dort gibt’s nicht mal Handyempfang, das ist ein tiefes Tal, die haben keine Wiesen etc….mein Pilgerführer sagt, dass dort im Pfarrhaus ein Refugio ist- da will ich hin, doch jeder rät ab, Steffi will auch nicht, der Jungbauer kommt und sagt, er habe im anderen Nachbarort für uns ein Quartier besorgt- ein Pferdestall ist dort frei, die Pferde sind auf der Sommerweide, der Besitzer sagt, wir sollen rein, uns nehmen was wir brauchen, er wäre unterwegs und würde eventuell spät Abend noch mal nach uns schauen. Es ist nur ein kurzes Stück durch den Wald ins Tal hinunter…
Also gut, ich bin überredet, wir marschieren weiter in das andere Dorf. Das kurze Stück ins Tal hinunter zieht sich ewig- was Einheimische als kurz bezeichnen- die kennen das vom Auto aus- aber müde erwandern, das ist noch mal ganz was anderes.
Wir finden einen schönen Pferdestall mit 4 großen Boxen, ein lustig plätschernder Brunnen davor- was will man mehr.
Steffi streut eine Box für uns ein und bereitet das Nachtlager, Hakima bekommt eine andere Box- denn draussen hat es ordentlich zu regnen angefangen.
Die Kinder sind am toben- die Alten sind müde! Ich spreche ein Machtwort: wer abends so fit ist, ist tagsüber zu wenig marschiert – morgen will ich mehr Wandereinsatz sehen!
Karges Abendbrot mit Salami und Pumpernickel dazu Wasser.
Es wird eine gemütliche Nacht im Stall, während draussen der Regen rauscht.


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