Mittwoch, 29. Februar 2012


3.Tag:

Wir werden von der Pferdeweide Gastgeberin geweckt. Sie hat eine große Tüte Brezeln dabei und einen Kanister frisches Wasser für Katzenwäsche und Zähneputzen. Enzo lässt sie nicht in die Ruine- er mutiert zum Wachhund!

Noch ein wenig im Schlafsackrumkuscheln , die Nacht war kurz und der Boden hart.. dann geh ich los, die Pferde holen. Steffi und die Kinder fangen schon mal an zusammen zu packen. Es spielt sich so langsam ein. Bis ich geputzt hab (sagte ich schon, dass unsere Stuten- vor allem die schwarze- absolute Schlammschweine sind?)  und wer kam auf die blöde Idee, Gewicht zu sparen und nur einen Putzhandschuh und einen Kinderplastik Striegel mitzunehmen?- also, bis ich geputzt und gesattelt hab kommen auch schon die ersten Ortliebsäcke aus der Nobelherberge, und ich  kann gleich mit dem „aufladen“ beginnen.

Wir haben wasserdichte Outdoortaschen und Säcke in verschiedenen Farben, welche exakt in die Packtaschen passen. Jede Tasche hat ihren festgelegten Inhalt und ihren Platz , zu Hause wurde alles abgewogen, so dass die Pferde links und rechts gleichmäßig belastet werden, damit keine Drücke entstehen. Das ist noch wichtiger als beim Wanderreiten, da die Taschen viel ausladender sind und der Schwerpunkt tiefer hängt.
Bis wir losmarschieren ist auch die Morgensonne weg und es beginnt zu nieseln.
Heute Vormittag geht es durch riesige Rebanlagen, die Talauen sind verbaut- wir sind im Großraum Stuttgart.
Am Ortsrand von Strümpfelbach kommen wir am Wohnhaus und Atelier von Herrn Nuß vorbei – ein Bildhauer der für seine Bronzeplastiken bekannt ist.

Pilgerfigur vor der Strüpfelbacher Kirche von Nuß
 Ich schätze seine Arbeiten sehr, doch dass da so viele Figuren in der ganzen strasse und in den angrenzenden Weinbergen rumstehen konnte ich mir nicht vorstellen!  Die Kinder freuts- sie amüsieren sich über all die Nackten die sogar auf den Dächern und Kaminen hocken, stehen, liegen… da werden wir bestimmt noch mal hinfahren und in Ruhe alles anschauen!
Es hat sich eingeregnet. In der  Dorfmitte ist eine kleine Bäckerei mit Kaufladen, dort gibt’s erstmal Frühstück für Alle. Die Pferde und Gepäck sind in die BW-Ponchos eingepackt und geparkt, Papa bekommt seine 1,2,3 Tassen Kaffee.
Klemens und Greta bekommen ihre Regenhosen an ehe sie weiter reiten dürfen. In geschlossenen Ortschaften kommen sie aufs Pferd, da sind sie „Aufgeräumt“, an gefährlichen Stellen wie Brücken etc. müssen sie runter und voraus gehen.
Bei inzwischen kräftigem Regen ziehen wir durchs schöne Schwabenland – sind guter Dinge, da dicht eingepackt und ohne Quartiersorgen- denn heute haben wir einen Schlafplatz- zumindest die Menschen.
Wir hatten ja die Liste mit Pilgerquartieren dabei und da rief ich eine Nummer in Wernau an- soweit müssten wir es heute schaffen. Ein sehr netter Herr ging dran und freute sich sichtlich, dass Pilger zu Besuch kommen wollen. Beim Thema Hund schluckte er ganz kurz, dann war Enzo auch eingeladen. Nur die Pferde…hm er überlegte, meinte aber, dass er das Problem schon irgendwie gelöst bekäme- in der Nähe sind ettliche Höfe die Pensionspferdehaltung betreiben. Er war ganz zuversichtlich.
Wir marschierten durch den triefend nassen Wald (- hatte ich schon gesagt, dass es ordentlich regnete?) bis das vertraute: ichmußPipi ertönte. Also Greta vom Pferd gehoben, von den Regenklamotten befreit und Geschäftchen erledigen lassen – doch was war das? Das Kind war naß bis auf die Haut! Und eis kalt! Sie war so tapfer und hat keine Ton gesagt! Hier im strömenden Regen können wir nun nix ändern- aber in der Ferne ist ein Aussiedlerhof zu sehen- also los, da hin!
An der Einfahrt stehen gleich mehrere Schilder wie: Zutritt verboten;  Privat,  Keine Einfahrt  etc.  Keine Menschenseele lässt sich blicken, das Haus sieht frisch renoviert aus, die Nebengebäude sind (Um-) Baustelle.  Wir rufen, klopfen – keiner da- nur ein Minishetty Hengstlein hinter Schafgitter macht riesen Wallungen – unsere Stuten beachten den kleinen Matcho jedoch gar nicht- vielleicht weil er gerade mal so groß wie Enzo ist.!? 


„Obelix“
Die Kinder sind begeistert von dem Burschen, Steffi hat „Fracksausen“ wegen den vielen unfreundlichen Schildern, ich hab inzwischen ein großes Vordach entdeckt, wo die Pferde eingeparkt werden – das Kind muß aus den Klamotten raus- ob wir willkommen sind oder nicht!!

Zorra unter Dach geparkt
Greta wird komplett umgezogen, die anderen 2 werden auf „Dichtigkeit“ überprüft und ein kurzer Snack muß auch sein. Da kommt der Hofbesitzer angefahren- Steffi schaudert, aber der junge Mann strahlt über das ganze Gesicht und freut sich über die Verrückten die bei diesem Wetter mit Sack und Pack durch den schwäb. Wald ziehen. Der angekündigte Hofhund kommt auch daher und ist so freundlich wie sein Herrchen- ein supersüßer Dackelwelpe! Der nette Mann entschuldigt sich, dass er keine Zeit für uns hat- er müsse gleich wieder los , aber falls wir wollen , können wir gerne im Stall-Rohbau übernachten – das soll demnächst eine neue Pferdeklinik werden. Wir danken, aber wir möchten noch etwas Strecke machen und freuen uns auf das Quartier in Wernau.
Nach langem aber ebenem Marsch durch den Wald geht es steil hinab nach Plochingen.

Alte, enge und SEHR rutschige Pfade geht es hinunter ins Tal- es ist halsbrecherisch  - 

die Kinder werden immer weit voraus geschickt, langsam kommen wir mit den Pferden nach.
Bei den ersten Häusern rennt ein Eichhorn (Selbstmörder!) an uns vorbei, überholt uns, die Pferde dann die Kinder, die mit dem Hund!!   Vorauslaufen – ZACK- liegt das Kind auf der Nase und der Hund samt Eichhörnchen verschwinden ums nächste Hauseck- Schei***!!!
Ein Pfiff von Steffi, zweidrei Brüller von mir und der Hund kommt ganz verblüfft ums Eck und wundert sich, warum wir so laut sind! Was sind wir stolz auf unseren Jagditaliener, dass er trotz Beute vor der Nase wieder gehorsam zurückkommt!
Wir müssen in Serpentinen  die Siedlungsstrassen runter Richtung Altstadt- und das rotschwänzige Mistviech verfolgt uns mehrere Strassen weit und ärgert den Hund – es weiß gar nicht, wie sehr es mit seinem bisschen Leben spielt!
Kurz die Fußgängerzone entlang geklappert, die Pferde am Brunnen saufen lassen, beim gibt’s einen kurzen  Lidl Vesperstop. Wir müssen über den Neckar- ich lauf vor und erkunde- alles kein Problem- der Steg wird auch als Radweg benutzt, wir sehen das Hunderwasserhaus und sind gleich darauf in den Neckarauen.


Nur noch wenige km, aber wir werden noch mal richtig naß! Es gießt wieder wie aus Kübeln.
Als wir eine Brücke zum unterstellen erreichen hört der Regen auf!
Noch ein langer Steg, dann eine Unterführung (natürlich mit Treppe!)und wir sind in Wernau.
Zum Quartier ist es nicht mehr weit, die Leute (Iris und Alfons Grupp) freuen sich sichtlich- ein gutes Gefühl für uns, bei Fremden so willkommen zu sein! Für die Pferde müssen wir noch eine Bleibe finden. Fam. Grupp
Iris nimmt die Kinder ins Haus und legt die erst mal trocken, Steffi hält vor dem Haus die Pferde und den Hund , ich darf naß und dreckig wie ich bin mit Alfons losfahren, in der Nähe Höfe abklappern. Keine Chance!  Niemand will uns kein Platz, keine Fremden auf dem Hof etc.  Weide geht schon gar nicht- das ist Tierquälerei sagt ein… es ist frustrierend.
Alfons hat Plan B!  Der Garten seine Schwiegermutter! Sie wohnt am Stadtrand und hat eine schönen!! Gemüse und Blumengarten mit anschließendem Obstwieslein. Alles natürlich akurat gepflegt. Alfons erreicht die Schwiegermutter nicht, beschließt aber, dass ich die Pferde hier her führen soll. Der ganze Garten ist eingezäunt, nur den Gemüseteil müssen wir noch mit unserer Litze vor den Pferden sichern. Ich weise ihn mehrmals darauf hin, dass die Pferde Eisen tragen und dass der gepflegte Rasen morgen wohl keiner mehr ist bei diesem nassen Boden. Kein Problem meint er und ist sichtlich gut gelaunt ob seiner guten Idee.
Also zurück ins Städtchen, unsere Taschen runter, was unwichtig ist bleibt drauf, das meiste Gepäck kommt dann in den Schuppen im Garten. Ich bring die Pferde zu der „Weide“ und sattle ab, Alfons begibt sich erneut auf die Suche, um die Oma vorzuwarnen- aber er findet sie nirgends- wird wohl in der Kirche sein meint er.
Wieder zurück zum Haus, ich darf endlich duschen und mir was trockenes anziehen.
Iris hat einen riesen Topf Spaghetti und zwei Soßen gekocht. In diesem Haus weiß man was Pilger wünschen! Uns geht es gut. Sie machen es uns leicht, sich willkommen und unbefangen zu fühlen!
Alfons ist auch schon von zu Hause aus nach Santiago de Compostella gepilgert – an einem Stück! Auch ettliche andere Pilgerwege sind die beiden schon gegangen. Und weil sie so viele freundliche Hilfe unterwegs erfahren durften geben Beide  diese nun zu Hause  an andere weiter. Vielen Dank nochmals!
Nach dem Essen fahren wir Männer nochmals an den Stadtrand um nach der Oma und den Pferden zu sehen. Sie hat die Pferde natürlich schon im Garten entdeckt und auch gleich mit Äpfeln versorgt- sie freut sich über den vierbeinigen Besuch und erzählt von ihren Kindertagen und den Pferden zu Hause auf dem Hof.
Sie ist eine kleine, zierliche aber sehr energische Frau, die sich nun dran macht, die vielen kleinen braunen Schnecken einzusammeln, die ihren Garten angreifen. Ich helfe ihr und wir bekommen im Nu 3 kleine Eimer voll Salatzerstörer zusammen. Mit ihren 89 Jahren pflegt sie einen sehenswerten Garten- Gemüse kombiniert mit einer Flut Blumen – super schön!
Wenn nur die vielen Schnecken nicht wären!  Alfons setzt Wasser auf um die Tiere ins Jenseits zu brühen, doch das dauert der Oma zu lange- kurzerhand kippt sie Streusalz in die Eimer und rührt kräftig um, damit auch kein Viech entkommt. Resolut die Dame!! Sie verspricht, heute Nacht auf die Pferde aufzupassen- da kann ich beruhigt schlafen- ich bin mir sicher- die hält Wache! Sie meint noch, sie hätte zufällig einen Hefezopf in der Gefriertruhe, den soll ich mitnehmen – bis morgen früh ist der aufgetaut und ergänzt unseren Proviant- da hilft kein NEIN sagen- der Hefezopf kommt mit auf die Reise!
Im Haus schlafen die Kinder schon. Iris ist beeindruckt, dass die so einfach ins Bett (Schlafsack) gehen. Ist auch gut so, denn nun haben wir Erwachsene noch etwas Ruhe und Zeit für ein Gläschen Rotwein und nette Gespräche (dabei erfahren wir, dass die Oma jede Woche zig Hefezöpfe backt und in ganz Wernau und drum rum verschenkt)
Nach einer wirklich erholsamen Nacht bekommen wir ein opulentes Frühstück und die übrigen Brötchen werden als Proviant geschmiert. Leider ist die Wäsche (wir konnten waschen!!) nicht richtig trocken geworden und muß nun feucht in die Tüten.
Alfons fährt uns zu den Pferden raus. Oma ist schon im Garten und guter Ding- auch wenn der Rasen nun nicht mehr sehr fein ist. Sie füttert noch mal Äpfel und beginnt, die Hufspuren wieder glatt zu treten…
Putzen, satteln, packen – ein herzliches Dankeschön und Lebewohl! Wir sind erholt, es regnet nicht und wir kommen flott voran- fast so schnell wie die Joggerin da vor uns…nein schneller- der Abstand wird kleiner……..  aber das ist ja schon der 4.Tag

Montag, 27. Februar 2012


2.TAG:

die Nacht war – hart- ich werde alt, mit tun die Knochen weh. Im Stall gibt’s ein ordentliches Klo, und ein superminikleines Waschbecken. Grobreinigung der Kinder, Zähnchen geschrubbt, Steffi verpackt die Klamotten und Schlafsäcke, während ich mich um die Pferde kümmere, -putzen und aufsatteln. 
Das satteln und packen ist recht zeitaufwändig – wir wollen keinen Druck riskieren so wie letztes Jahr! Bis die Taschen drauf sind und die Gepäcksäcke richtig verteilt, alles festgezurrt, das dauert- nix mit Flucht so wie im Western!

Greta kann nie in den tag starten ohne was zum beissen- sie findet ein paar Reste vom Vesper gestern- schon ist sie zufrieden, der Rest der Bande startet hungrig – an der nächsten Bäckerei soll es ordentlich Kaffe und was zum Frühstücken geben.
Kurzer Abschied, das Quartier war gratis- Pilger-Preis- dankeschön!  Los geht’s, die Strasse hat uns wieder…
Keine 500m weiter- gerade über die Hügelkuppe kommen wir durch eine ähm. „saloppe“ Offenstall- Anlage mit einer kunterbunten Pferdetruppe und sehr freundlichen Menschen-
Irgendwie hab ich das Gefühl, hier hätten wir besser hergepasst…
Im nächsten Dorf gibt’s vor der Bäckerei ausgiebig Frühstück, danach wandert es sich viel angenehmer. Es ist sehr hügelig, um nicht zu sagen mords Berge –zumindest aufwärts…die ersten Treppen hatten wir auch schon. Der Jakobsweg endet vor einer steilen Treppe abwärts- hier kommen wir nicht durch, ich suche einen Umweg und finde wieder Treppen! Aber diese sind für die Pferde machbar, unten läd ein ebenes, einsames , saftiges Wiesenstück zur Pause ein, Bäumstämme als Sitzgelegenheit gibt’s auch. 

Wir lockern die Vorderzeuge und lassen die Rösslein fressen. Die Kinder bekommen auch einen Snack und Papa schaut in der Karte, was die Strecke noch so bringt. Plötzlich sackt Hakima hinten weg, steht auf, geht einige Schritte rückwärts, knickt wieder hinten weg – alles mehrmals und sehr heftig- der Schreck ist groß!!
Wir denken an was schlimmes, doch dann erkennen wir, dass sie beim Fressen mit dem Maul hinter das lediglich gelockerte Vorderzeug geraten ist und sich so mit dem Riemen ständig harte Rückwärtsparaden gibt- schnell hin, irgendwie die Schnalle aufgepfriemelt und sofort senkt sie ihren Kopf und frisst in aller Seelen ruhe weiter als ob nix gewesen wäre! Von 180 auf 0 in einer halben Sekunde !  Mann, da war Adrenalin drin!  Mann kann nie so blöd denken, wie es nachher doch passieren kann!  Wenn da die Kinder dahinter gesessen hätten! Oh Oh…



Es geht durch Winnenden – letztes Jahr durch den schrecklichen Amoklauf bekannt geworden. Der Jakobsweg führt ja immer mitten durch die Ortschaften, meist zur Kirche hin.






Hier geht es auch direkt durch das Schulgelände, die Pferde passen gerade so durch die Absperrungen für Autofahrer- solche Hindernisse haben wir mehrmals täglich. Bei Hakima muß man da schon schauen, dass sie nicht mit den breiten Taschen hängen bleibt- die marschiert halt- egal was kommt. Ihre blütigere Tochter Zorra ist da ganz anders- ihr ist das Geräusch wenn die Packtaschen an Hauswänden oder Verkehrsschildern entlang streifen äusserst  zuwider !  Sie schaut sich, wenn`s eng wird eher um, und fädelt regelrecht ein, damit ja nix streift! Cool!



Wir haben für heute Abend noch kein Quartier – ein bisschen mulmig ist uns schon- aber Jakobus wird´s schon richten.
Es ist sehr schwül und wir haben ziemliche Steigungen zu bewältigen. Durst. Die letzte Wasserflasche enthält nur noch ein paar Schlucke. Pauline darf sie leer Trinken, denn sie ist bisher alles gelaufen! Die zwei anderen lümmeln eh die meiste Zeit auf den Pferde rum. Diese Entscheidung verletz unser Greta wohl zutiefst- sie bekommt auch regelrecht Panik, dass es nun bei diesem Durst nix mehr zu trinken gibt. Sie ist aufgelöst. Wir darben, haben Bettsorgen, sind geschafft von Berg und Hitze und nun auch noch ein plärrendes Kind!
Unten im Tal ist ein Dorf (wo wir eigentlich NICHT hin wollten), also versprech ich den Kindlein, dass wir da hin gehen und Pause machen mit viel Eis und so (und hoffe, dass da überhaupt ein Laden o.ä. ist!!) Das Kind heult verzweifelt weiter , wir gehen gerade mal 50m um die Kurve da steht ein Langnese- Schild an einen Baum gelehnt – was für ein Hohn denk ich noch, doch halt, gerade auf Höhe des Schildes führt eine enge Einfahrt in den Berg hinein- da ist ein Schützenhaus- MIT BIERGARTEN – und der hat auch noch geöffnet!!  Jakobus hats gerichtet!!
Nix wie rein, die Pferde müssen eine Mauer hoch springen, damit ich sie an die Waldbäume binden kann. 

Es ist ein lauschiges Plätzchen mit Bier für die Eltern und Eis für die Kinder.
Wir haben einen Internet Ausdruck einer Adressenliste mit Pilgerquartieren dabei und eine
Liste mit VFD- Wanderreit- Quartieren. Eine davon liegt auf der Strecke und die ruf ich jetzt an. Ist zwar etwas weiter als geplant, aber frisch gestärkt ist`s gut zu schaffen.´
Die Dame sagt zu, für die Pferde gar kein Problem, für uns Menschen schwieriger, aber sie regelt das.  Prima! Ein Problem weniger, da wandert sich viel entspannter! Wir kommen gut voran.
Wie besprochen rufe ich am Ortseingang von Endersbach noch mal an und es ist wie ich mir schon dachte- quer durch die Stadt und noch mal ca.2 km ausserhalb…  aber immerhin liegt der Stall direkt am Jakobsweg- also keine zusätzlicher Umweg.
In Endersbach stehen wir dann vor einer Unterführung- an und für sich kein Problem, stand ja auch in der Karte, doch am anderen Ende der Unterführung ist eine lange Treppe aufwärts zu sehen. Ich beschließe, da gehen wir hoch. Es klappert fürchterlich laut im Tunnel, die Treppe mit viel Schwung hoch - - und wir stehen mitten auf einem belebten Dorfplatz und aus zig Eiskaffees und Strassenkneipen starren hunderte Feierabendmenschen auf dies Verrückten die da mit Pferden , Hund und Kindern aus der Tiefe mit Getöse aufgetaucht sind! –Nix wie weg hier!!
Zum Quartier zieht es sich hin. Wir sind müde, die Kids eh und Hunger macht sich breit. 

Kurz vor unserem Ziel kommen uns 3 Reiterinnen entgegen (zu Fuß, denn ihre Pferde geraten angesichts unserer Packpferde völlig aus dem Konzept und sind kaum zu bändigen) Es ist unser Quartiergeberin  . Sie geht jetzt erstmal 1-2 Stunden ausreiten, aber sie hat schon mal die Mistkarre an die Strasse gestellt, damit wir die Abzweigung zum Stall finden. Dort können wir die Tiere schon mal versorgen- und eine Unterkunft für uns Menschen hat sie keine besorgt. ÖH. ? War aber eigentlich versprochen.
Wir satteln schon mal ab und versuchen die Pferde an der eigenartigen Selbstränke zu tränken, aber sie trauen sich trotz Durst nicht dran.
Wir sitzen auf unserem Gepäck und vespern schon mal unseren Notproviant und warten. Und warten, warten, warten.
Zweieinhalb Stunden später kommt sie vom Ausritt zurück. Die gute Nachricht_ wir dürfen im von 2 Seiten offenen Stall schlafen,  die schlechte Nachricht- wir müssen um 6 Uhr schon wieder raus, da sie da ihre Pferde rein tun will bevor sie zur Arbeit geht.  Öhmja?!?  Wir brauchen für das ganze Geraffel viel Zeit- 5Schlafsäcke, 5Isomatten etc..   ausserdem ist Urlaub!
Vorhin beim rastlosen umherlaufen haben ich 500 m weiter die  Ruine einer Kapelle entdeckt, da ist ein Dach drauf, der Boden ist trocken- also wird kurzerhand unser Nachtquartier dorthin verlegt. Die Pferde bekommen ein frisches Stück Weide und einen vollen Tränkbottich, ich werde noch zur nächsten Tanke chauffiert, damit wir etwas zum Trinken kaufen können.



Unser Frust ist schnell verflogen, die Ruine ist richtig romantisch und die Kinder haben einen Heidenspaß  ( Achtung Wortspiel) in dem ehm. Kirchlein. 
Viele Jogger, Abendspaziergänger und sonstige Gestalten kommen vorbei- es ist richtig viel los auf diesem Feldweg, aber unser Enzo hält Wacht- niemand kommt hier rein!! Es ist beruhigend. In der Nacht fängt es an zu regnen, das Dach ist undicht, überall tropft es, aber mit der Zeit bekommt man heraus, wie und wo man liegen muß, damit man nicht Nass wird.
Über uns das Kruzifix  - wir schlafen gut.


1. Pilgerbericht 2010
Steinbach/Backnang  bis Liebfrauenhöhe / Ergenzingen

1.TAG :

Dieses Jahr stand der Start irgendwie unter keinem guten Stern:  Greta hat sich den Finger gebrochen , somit sind wir gleich mal 3 Tage später los als geplant, ich (Schorsch) hatte die Wochen vorher ständig Probleme mit einer Nagelbett Entzündung am großen Zeh und es war noch nicht ganz ausgeheilt. Irgendwie war vorher so viel los, dass wir gar nicht richtig planen konnten -  ABER: Jakobus wird’s schon richten!
Greta mit Schiene an der Hand
Im letzten Jahr haben wir kurz vor Steinbach beschlossen abzubrechen und sind noch bis zur Bundestrasse getingelt. Heuer sind wir direkt nach Steinbach gefahren- ca.2 km haben wir „beschissen“. In Steinbach wohnt meine Cousine Edelgard mit ihrem Mann Harry. Dort konnten wir direkt vor dem Haus parken, ausladen, die Pferde aufpacken und das Gespann
unbesorgt stehen lassen.



Es gab noch ein 2. Frühstück im Hause Burckhard, dann ging es los ins Abenteuer Jakobsweg 2010.

Ideales Wanderwetter- sonnig, windig- fast kühl. Die Kids wollten natürlich reiten- laufen ist doof.  Pauline hat sich allerdings in den Kopf gesetzt, soviel wie möglich zu wandern- ich fand diesen Ehrgeiz toll!
Klemens war noch nicht sooo begeistert und ich machte mit ihm den Deal, dass er jeden offenen Spielplatz an dem wir vorbei kommen testen kann…
Die Bauern dreschen- riesige Schlepper und Mähdrescher sind unterwegs- sie müssen heuer jede regenfreie Stunde nützen, das Korn wird teilweise auf dem Halm schon schwarz…
Unsere Pferde nehmen den Trubel gelassen.
An einem sehr alten Brunnen mit Winde machen wir Rast,

die Kinder finden die vielen Katzen dort spannender, der Enzo auch! Wir können jedoch alle überzeugen, dass es doch besser ist, keine Katze mitzunehmen auf unsere Wanderschaft.
 Die heutige erste Etappe ist relativ kurz, aber es reicht für den Einstieg. Ich habe ein Quartier ausgemacht auf einem Quatergestüt. Wir können die Pferde in Paddocks lassen, dort bekommen sie Heu und Wasser, wir machen es uns in einer (sauberen ) Pferdebox gemütlich.






Die Leute dort sind nett, aber sehr zurückhaltend- die können wohl mit solchen Freaks wie wir es in ihren Augen wohl sind nicht viel anfangen.
Zum Abendessen spazieren wir ins Dorf , das Gasthaus hat noch zu, deshalb wird der Spielplatz getestet.

Ein Junge mit Down Syndrom muß sich ziemlich aufregen, weil wir den Hund dabei haben- ist verboten! Er ist wohl der Scheriff auf dem Platz. Unsere Drei sind etwas verunsichert und wissen nicht so recht, wie sie sich verhalten sollen, aber wir Eltern beobachten nur , sie müssen selber sehen, wie sie mit der Situation klar kommen. Klemens fängt sich recht schnell und versucht`s mit Humor und will sich von dem Handschellen schwingenden Sheriff festnehmen lassen, was jedoch diesen völlig aus seinem gut einstudierten Konzept bringt.  Abendessen, Bier für die Großen,  spartanischer aber trockener Schlafplatz – was will man mehr?
PILGERN IST SCHÖN!

6. Tag:


oder Tag 3 im schönen schwäbischen  Naturpark…
zusammengefasst:  heiß, Bremsen, Wald.
Aber auch:  wunderschöne Pfade, teils sandig, teils steinig und durch die Sonne fühl ich mich manchmal fast wie in Frankreich.

Auf der Karte ist ein Wanderheim eingezeichnet- wir freuen uns schon auf die Einkehr. Doch wie wir hungrig und durstig ankommen hängt da ein Schild: Urlaub!  Ich glaubs ja nicht: vor allem sämtliche Leute aus der Gastronomie sind in der Hochsaison im Urlaub! Aber die „location“ ist super schön : ein großer alter Fachwerkhof , bestens restauriert, umgeben von Wiesen und Hochwald- wirklich ein idyllischer Ort. Tja da trinken wir halt unser inzwischen warm gewordenes
Quellwasser, welches wir morgens abgefüllt haben und trotten weiter. Wir 5 Menschlein brauchen tagsüber während dem Wandern rund 4-5Flaschen Wasser , die Pferde saufen erstaunlich wenig, der Hund bedient sich an jeder Pfütze, Brunnen, Bach- was sich halt so ergibt.
Die Landschaft wird wieder offener, wir kommen gen Oppenweiler.

Gleich beim ersten Hof sind viele Hundezwinger, da werden wohl Schäferhunde gezüchtet. Und genau diese machen einen ordentlichen Radau- Enzo stellt auch gleich die Rute, aber er bleibt ordentlich „bei Fuß“. Pauline hat ihn an der Leine und er gehorcht selbst dem Kind- braver Hund- das wäre vor einigen Monaten noch nicht gegangen!
Kurz darauf das nächste Hindernis, der Pilgerweg führt über eine Fußgängerbrücke über die Bahngleise am Bahnhof. Der Umweg laut Karte ist uns einfach zu weit., die Sonne hat uns das Hirn verbrannt und jetzt noch extra Kilometer Asphaltklappern wollen wir nicht. Also die Kinder voran geschickt, die sollen drüben warten, noch ein letzter Blick aufs Bahngelände, nicht dass da irgendein strenger Beamter wo rumlungert und los:  steil auf der einen Seite die Treppe hoch. Es klappert fürchterlich laut- unter den Betonstufen ist eine Stahlkonstruktion- die ersten Nachbarn schauen schon über die Hecken…  Dann auf der anderen Seite die Treppen wieder runter – kurzer Schreck- diese Treppe ist geteilt – auf halben Weg eine 180° Wendung – und hat zudem in der Mitte der Treppen ein weiteres Geländer- es ist eng, die Pferde passen gerade so durch, die Kurven gehen Tritt für Tritt- zweite Treppe runter und wir stehen auf dem Bahnsteig. Energisch kommt uns eine ältere Frau entgegen- ich denke schon, dass die gleich mächtig goscht (schwäbisch für schimpfen)-  doch sie findet das nur cool!! Aus der Bahnhofkneipe johlen und pfeifen die üblichen Verdächtigen beim Morgenbierchen rüber und halten die Daumen in die Höhe – in dem Moment rast ein Schnellzug durch- was ein Glück, dass wir von der Brücke schon runter sind!
Noch ein Stückchen bis zur Kirche und schon müssen unsere Pony`s zum 2.Mal Nerven bewahren: hier wird gebaut und während wir uns zwischen Bagger, Kompressor, Straßenwalze und LKW durchschlängeln fallen neben uns die Linden der Motorsäge zum Opfer. Wir haben Klasse Pferde!
Diese werden im Schatten an einer Strassenlaterne geparkt, der Hund als Wächter dazu und wir nehmen Platz auf der Terrasse einer Pizzeria. Am besten ganz in der Ecke, etwas abseits- die Leute sehen im Vergleich mit uns alle so sauber und „aufgeräumt“ aus. Greta stinkt- also leg ich sie unter dem Tisch trocken, Steffi wird indessen von einem Herrn vom Nachbartisch angesprochen wegen der Tiere und geht mit ihm hinüber.
Als sie zurückkommt ist das Kind sauber und Steffi berichtet, dass dies der Pfarrer war, der  Wasser für die Pferde und den Hund hatte und gleich noch unser Credencial abgestempelt hat. Super.


Nach dem Essen kommt die Pfarrersfamilie noch mal bei uns vorbei und wünscht uns einen gute Reise. Ich bitte ihn, die Kirche aufzuschliessen, damit wir später noch rein können.
Innen ist die Kirche recht nüchtern und modern, aber an den Wänden stehen tolle Epitaphien- die Herren Sturmfeder (so hießen die!) sind hier beigesetzt. Die steinernen Männer (Ritter) stehen auf Löwen –oder Viechern wie sich ein mittelalterlicher Kollege halt einen Löwen vorgestellt hat, die Damen stehen jeweils auf einem  Hund. Das finden die Kinder natürlich ganz witzig…
Um die Kirche ist jetzt endgültig die Strasse aufgebaggert, so bleibt uns nur noch der Weg durch den Park. Vorbei am hübschen Wasserschloß, dem heutigen Ratshaus . Der breite Spazierweg endet vor einer schmalen Pforte in der Parkmauer. Zorra passt durch, doch Hakima bleibt mit ihren Packtaschen stecken. Also das Pferd Schritt für Schritt rückwärts bugsiert, ich schleiche mit ihr über den Rasen und wir brechen durch die Hecke auf den Gehweg. Keine 20 m weiter sehen wir eine große Lücke in der Hecke- dort hätten wir ganz ohne Kratzer und Flurschaden durch gekonnt!
Es ist drückend heiß, keine Lüftchen geht.
Nach der Pause haben wir entdeckt, dass Zorras Wunde wieder aufgebrochen ist. Sie leidet  und ich fühl mich schlecht. Müde wandern wir weiter. Ein nettes Gespräch am Wegesrand- ein Stadtarbeiter erzählt uns von seinen Pferden- er hat Dülmener direkt von der Wildbahn.
Wir schleichen weiter Richtung Süden, Asphalt, durch Dörfer, entlang Strassen. Es macht gar keinen Spaß mehr. Steffi und ich beschließen kurz vor Steinbach, dass es genug ist. Der Rückhol- Service , sprich Oma Marlies wird angerufen und ein leicht zu findender Treffpunkt  wird ausgemacht.
So verlassen wir den Jakobsweg und gehen in Richtung B14 bei Stümpfelbach.
Die Entscheidung aufzuhören wird uns leicht gemacht- denn der Himmel zieht sehr schnell zu, kein Lüftchen geht- es „riecht“ nach Gewitter.
Wir finden eine Bushaltestelle an der Bundestrasse, wo Marlies uns nicht übersehen kann.


Die letzten Vorräte werden verspeist und leergetrunken, schon geht das Unwetter mit Hagel und Regenguß los. Die Pferde stehen eingepackt in die Bundeswehr-Ponchos unter alten Obstbäumen, wir sitzen unter einem Balkon einigermaßen trocken. So endet unsere Tour durch viel Natur auf einer Betonplatte .
Die Rückkehr erfolgt wie schon gehabt, Marlies nimmt mich und die Kinder mit, lässt mich beim Gespann raus und bringt die Kinder heim. Ich fahre mit Auto und Anhänger zurück zu Steffi und hole den Rest unserer Truppe ab. Bis wir endlich in Hermuthausen ankommen sind die Kinder schon abgefüttert und gebadet. Brave Oma!!
Es reicht fürs erste, der Anfang ist gemacht, wir wollen diesen Weg nun immer weitergehen, so wie wir Zeit und Laune dazu haben- und so Gott will werden wir eines Tages in Santiago de Compostela das riesige Weihrauchfaß schwingen sehen.

Unterwegs in einer Kirche fand ich folgenden Spruch: Im ersten Schritt liegt der ganze Weg….

5.Tag   2009:
Im Frühtau zu Berge wir ziehen…nun Berge stimmt, Frühtau hats im Schatten auch, aber wir sind schon fast vom Start weg naß geschwitzt. Schadet aber nichts- gut wenn einige Pfunde „wegschmelzen“.

Steil geht’s hinauf, zum Glück meist im Wald, die Kinder halten fleissig Ausschau nach Muschelschildern und sind gut drauf.
Die Pferde und ich (komisch, die anderen nicht?!) werden von Bremsen geplagt. Obwohl sie eigentlich hinter mir gehen muß, kommt Hakima öfter mal nach vorne und zeigt so, dass man bitteschön eine Bremse wegklatschen soll. Zorra mit dem helleren Fell wird nicht ganz so sehr zerstochen wie die Schwarze.
Heute finden wir wieder einige Ruheplätzchen mit Schnitzwerk- da meint es jemand gut mit den Pilgern!

Pauline übernimmt immer häufiger das Führen von Hakima, Klemens hat Spaß mit dem Hund.
Wollten am Anfang gerade die Großen relativ viel reiten, denn laufen ist ja sooo anstrengend, so sind sie nun schleichend immer mehr zum Gehen gekommen (die Laufstrecken werden länger). Ich denke, das ist zum einen eine Konditions Sache, zum anderen wird es auch mal blöd etwas immer doof zu finden…
Eltern brauchen manchmal einen langen Atem!

An diesem Tag haben wir gefühlte 38999  Fröschlein und Krötenkinder am Weg eingefangen und dann ganz großzügig wieder frei gelassen.

Bergab geht’s, so langsam raus aus dem einsamen Wäldern, vorbei an Vieh und Pferdekoppeln in einem stillen Seitental der Murr.
Ein richtig schönes Dorf liegt am Weg- alte Bauernhäuser- teils liebevoll restauriert, teils wartend auf eine Wiederbelebung aus dem Dornröschenschlaf.



Am Brunnen können sich Hund und Pferde laben. Nebenan steht eine Sandsteinsäule die den Limes markiert, der einst hier entlang führte. Die Nachbarin möchte uns gerne fotografieren – auch mit unserem Foto- damit wir mal alle zusammen auf einem Bild sind- sie schafft es nicht- einen schneidet sie immer ab…

Heiß knallt die Sonne auf den Asphalt, wie wir nun gen Murrhardt wandern. Mit dem Limes haben wir aber nun ein neues Thema,  wir unterhalten die Kinder mit den Römern und die Laune bleibt gut.
Die Zivilisation hat uns wieder- in Murrhardt marschieren wir durch die Altstadt direkt zur Kirche- wie es sich für Pilger so gehört!
Vor der Kirche liegt ein Stein mit dem Schild „Willkommen Jakobspilger“  ich muß gestehen, wenn man so müde und durstig in einer fremden Stadt ankommt, da tut so ein einfaches Schild der Seele gut!

Pauline und ich schauen uns zuerst die Kirche (gotisch) und dann die Kapelle (sehr schön romanisch) an.
Es ist verblüffend, wie ein Kind die Fratzen und Bildnisse deutet- ich glaube Kinder sehen das eher so wie die einfachen Menschen im Mittelalter. Die Leute damals konnten ja auch nicht lesen und viele Informationen wurden per Bildern / Reliefs übermittelt – wir „moderne“ Menschen sehen da oft nur Zierrat oder Deko drin…
Die Pferde werden im Schatten der Bäume „geparkt“, die Menschen samt Hund gehen Eis essen- ist ja schließlich Sonntag.

Am Nachbartisch sitzt ein Ehepaar in schickem Wanderoutfit – wie verratzt sehen wir dagegen aus!
Unsere Duftmischung „MenschschwitzendPferdschwitzendFliegensprayversagendHundschwitzendmitBachwasser“ steht über unserem Cafetisch.  Besagtes Paar hat Wanderkarten ausgebreitet und studiert den Pilgerführer welchen wir zu Hause vergessen haben. Man kommt ins Gespräch und es stellt sich heraus, dass diese Leute den Jakobsweg Rothenburg- Rottenburg mit ausbaldowert und gekennzeichnet haben. Sie sind heute auf Inspektionstour -  wo sie fehlen werden die Muschelschilder ergänzt. Sie sind begeistert von unserer Pilgerfamilie und schenken jedem Kind ein Original Muschelschild.
 Im Großraum Stuttgart werden diese Schilder angeblich des öfteren gestohlen oder beschädigt…
Die Kinder bekommen ein großes Eis- schaffen es aber nicht- die Augen waren größer als der Hunger.
Wir besuchen das Touristen-Info- Museum- eine nette Einrichtung rund um den Naturpark Schw.-Fränk.Wald.  Klemens ist begeistert von einem gläsernen Bienenstock mit lebenden Bienen, Greta vom Fuchsbau, in den sie reinkriechen konnte und einen ausgestopften Fuchs drin fand.
Beim Verlassen des Museums hören wir ein Gespräch a n der Infotheke mit- die Leute unterhalten sich über eine Pilgerfamilie mit Packpferden- wir gehen grinsend vorbei.
Ausserhalb von Murrhardt bekommen wir ein privates Quartier bei spannenden Menschen. Sie sind auch auf dem Jakobsweg in Etappen und bieten anderen Pilgern einen Platz für die Nacht. Die Pferde kommen auf die benachbarte Pferdekoppel, wir bekommen ein Matratzenlager im Ruheraum vor der Sauna.

Wir dürfen duschen und die verschwitzten Klamotten waschen. Die Pizzabestellung funktioniert nicht- keiner von uns kann italienisch und der Pizzabäcker kein deutsch…  so kochen wir alle gemeinsam – es wird ein schöner Abend mit guten Gesprächen auf der Terrasse.

4.

Die Nacht zu Hause im eigenen Bett verbracht. Aber die Gedanken sind auf dem Weg…
Wir waren gerade so schön rein gekommen, ich hatte den ganzen Arbeitsstress vergessen. Und hier gleich wieder die ersten Leute, die was von einem wollen, der AB blinkt…
Beim Frühstück fragt die kleine Greta, ob wir heute wieder reiten. Später kommt Klemens und meint: es ist langweilig- alle Freunde sind im Urlaub…
Ich mache mir Gedanken, wie wir weiter könnten. Ohne Pferde geht nicht- die Kinder können das nicht alles laufen. Aber mit weniger Gepäck könnte gehen, dann bleibt Zorra halt ohne Sattel.
Im Internet finde ich genau jetzt eine Pilger- Quartierliste für diesen Weg- wo war die vorher??
Wir finden 2 pilgerfreundliche Übernachtungsplätze- die Kosten: Spende nach unserem Ermessen- super!
Also nur noch Schlafsäcke, keine Isomatten, kein Zelt, nur noch Wechsel-Unterwäsche, die Zweitgarnitur Klamotten wird gestrichen. Gretas Windeln, der Kuschelhase und Paulines Bär dürfen bleiben. Alles neu verpackt und wieder verwogen – das muß nun Hakima alleine schleppen.
Zorras Wunde hat schon eine schöne Kruste bekommen und ist auch nicht geschwollen. Da könnte es eventuell sogar mit dem Kindersattel und viel Schaffellpolster gehen..?!

Also sind wir erneut los. Den ganzen Plunder, die Viecher und die Menschlein in Auto und Anhänger verstaut und ab zu unserem letzten Ort.

Das Gespann wird in einem Industriegebiet geparkt, wo es keinen stört.
Das Wetter ist bestens, beim Satteln marschieren schon mal 2 Pilgerkollegen vorbei- das macht Vorfreude!
Wir sind wieder auf der Strecke! Ich habe das Gefühl, daß es wirklich alle freut- die Ponys laufen wie die Maschinchen, die Kinder singen Lumpenlieder und der Hund hüpft um uns rum…
Klemens klaut Mais für die Pferde bei der Rast, wir beobachten Gabelweihe und Mäusebussard.
Das Leben ist schön und schon nach einer Stunde hab ich mein Auftragsbuch, Rechnungen, Steine und Hausrenovierung völlig aus meinem Bewusstsein gestrichen.
Wir finden einen tollen  Spiel- und Grillplatz, wo wir eine längere Pause einlegen.

Hier ist eine wunderschöne Aussicht auf die Hohenloher Ebene, welche wir nun
verlassen, denn nun werden die Hügel des schwäbisch-fränkischen Waldes von uns erpilgert.
Enge steinige Pfade führen in den Hochwald. Schön kühl und schattig. Solange es auf dem Bergrücken entlang geht, kommt ab und an auch ein Windchen durch, so dass wir streckenweise sogar keine Bremsen haben- aber manchmal sind diese Viecher eine große Plage!
Im tiefen Wald entdecken wir den ersten Pilger-Rastplatz mit Sinnspruch in einem Baumstamm eingraviert.


Ein Hobbykünstler hat hier gewirkt. Wir halten aber wegen den Stechviechern nicht lange an, sondern sehen zu, dass wir in Bewegung bleiben.
Die Ausschilderung ist gut zu finden, die Kinder entwickeln Pfadfinderehrgeiz!
Eine kurze aber stressige Strecke einem Fahrradweg der Strasse entlang – die Biker hört man nicht kommen, aber sie sind verdammt schnell! Man muß aufpassen, nicht unter die Räder zu kommen.

Schon sind wir am heutigen Ziel. Es ist eine ehem. Sägemühle, heute eine Außenstelle des Fellbacher Jugendhauses. Hier ist alles auf Kinder, Jugendliche und Familien ausgerichtet. Die haben Hühner, Schweine, Pferde, Esel und Ziegen, machen Programme und Freizeiten.
Das Haus ist voll belegt mit einer großen Gruppe Alleinerziehender mit Kindern, aber wir können einen Bauwagen haben. Von aussen sieht der Karren recht verratzt aus, aber innen ist er sehr schön und gemütlich.

Vesper richtet uns der Zivi, er bringt auch die hofeigenen Pferde auf die Weide, so dass unsere die Nacht im Stall verbringen können.
Die Kinder sind gar nicht müde, sie toben rund um den Hof, plantschen am Mühlkanal und nutzen die vielen Spielgeräte.


Wir nächtigen bestens, der Zivi hat schon unser Frühstück vorbereitet – wir fühlen uns priviligiert, denn die anderen Gäste müssen sich selbst versorgen.
Nun müssen wir nur noch überlegen, wie viel uns diese Einkehr wert ist…



                                              Bilder vom 2. Teil unserer Tour 2009


3. Tag 2009:

Ausgiebiges Frühstück. Steffi packt die Taschen, ich richte die Pferde – es dauert noch immer sehr lange- so viele Handgriffe, bis alles ordentlich sitzt.
Heute hat Ursi Urlaub und möchte uns ein Stück durch die Stadt mitwandern.
Unsere Freundin Elli ist auch wieder gekommen und hat ihren Hund Laszlo mitgebracht.
Die Kinder dürfen Ursis kleine Hunde an der Leine führen und sind SEHR stolz!

Die neuen Hufeisen klappern fröhlich auf dem Pflaster – toller Service von Detlef! Ich bin guten Mutes.
Durch den Friedhof (da reitet Ursl immer), Unterführungen , Fußgängerzone- rein in die schöne Stadt Schwäbisch Hall.  In der Gelbinger Gasse hat unsere Freundin Heike einen
Laden im alten „Josenturm“ – ehem. Jodokuskapelle – im Mittelalter waren schon Pilger hier- wie passend. Hier bekommen wir ein zweites Frühstück und den ersten Stempel in unser Credencial!



Die Karawane- so viele Hunde heute- zieht durch die schöne Altstadt- vielfach bestaunt und fröhlich gegrüßt- durch die Ackeranlagen- heute Park- hinaus in Richtung Steinbach.



Wir verlassen den Jakobsweg und folgen der Strasse- einfacher für uns mit den Pferden.
Pause im Feld, Ursi verlässt uns hier- ihr winziger Hund wurde von einer Biene gestochen.




Herzlicher Abschied- wir wandern weiter- raus aus dem Tal zur Höhe hin. Steil, heiß.

Heute bekommt Laszlo Enzo`s Packtaschen drauf- er ist fit und soll ruhig was arbeiten- sein Freund Enzo ist durch die letzten 2 Tage schon etwas ruhiger geworden.
Die Pferde gehen frisch vorwärts ihnen gefällt das Vagabundendasein. Zorra hat heute auch ihren Rhythmus gefunden- am Anfang war sie noch etwas unstet, ihre Mutter dagegen läuft wie eine Maschine, schön gleichmäßig. Das ist wichtiger als man denkt, das Gehampel- drei Schritte schneller, einer langsam, einer seitwärts- kostet Kraft und zerrt an den Nerven ohne dass man es richtig merkt.
Es ist anstrengend heute- heiß. Wir beschließen, schon im nächsten größeren Dorf einzukehren, die Kinder auf irgendeinem Spielplatz „auszuwildern“ und dann in aller Ruhe nach einem Quartier zu suchen. Uttenhofen.
Schon Punkt eins funktioniert nicht- alle Kneipen sind geschlossen- die Wirte in den Sommerferien oder „geschlossenen Gesellschaft“ – und es ist heiß!
Auf dem Hof von Sattler Eisenmann können wir die Pferde unterbringen, aber für uns Menschen muß ich noch nach einem Platz suchen. Ich bin müde und ausgetrocknet, die Kinder graben schon des Sattlers Reitplatz um. Ich beschließe: Papa will heut Nacht ein Bett!
Das eine Gasthaus vermietet Zimmer und ich bekomme eins für uns alle – super!

Zurück zum Hof, Pferde absatteln -  Schreck!!  Zorra hat einen großen offenen Gurtdruck!
Die Haut ist aufgescheuert – und das mir- wo ich doch immer so eingebildet bin, dass meine Pferde trotz manchmal schwerer Arbeit so ordentlich dastehen – ohne Gallen an den Beinen oder irgendwelchen Drücken!  Das ist mir noch nie passiert! Ich ärgere mich tierisch. Arme Zorra. Steffi beruhigt mich und meint, sooft wie ich mit Blasen an den Füssen oder zerschundenen Händen arbeite und unser Geld verdiene, da kann ihr Pferd es auch mal einen Tag mit einer Schürfwunde aushalten.
Der Sattlermeister schaut sich das Ganze natürlich auch an und erklärt mir, wie es dazu gekommen ist. Der Sattel lag sehr gut- ein alter Militärsattel, von allem Schnickschnack befreit. Aber die Lage des Gurtes war etwas problematisch bei diesem relativ kleinen Pferd. Außerdem hab ich am Morgen beim Satteln gesehen, dass da ein Stich, eine kleine Schwellung war. Ich habs gut gemeint und den Gurt knapp dahinter angezogen- hätte ich ihn flächig auf die winzige Beule drauf wäre wohl gar nichts passiert- aber so hat die Kante des Gurtes schön die Schwellung aufgerieben. Durch die Ausladung der Taschen ist da halt auch viel Bewegung drin…
Das Unternehmen Pilgertour wurde sofort abgebrochen. Das wars. 3 Tage. 9 waren geplant. Frust.
Die Schwiegermutter wurde angerufen, dass sie mich und die Kinder abholt, dann bin ich mit Auto und Hänger noch mal los um Steffi und die Pferde abzuholen.
Santiago ist noch weit. So kommen wir nie hin.

2.Tag 2009

Annegret verwöhnt uns mit einem üppigen Frühstück. Heute will unsere Freundin Elli mit uns wandern, sie kommt mit ihrem Hund Lazslo.
Bis das ganze Geraffel zusammen gepackt und auf den Pferden ist vergeht eine Weile.


Wir ziehen aus dem Dorf bis zum Wanderweg mit der Jakobsmuschel. Vorbei am Wasserfraale – einer romantischen Quelle in der Schlucht . Verwunschene , teilweise zugewucherte Waldwege geleiten uns hinab ins Kochertal.
Pause vor der Bäckerei in Braunsbach, ein Snack für die Kinder, die Großen bekommen einen Kaffee.
Die Pferde werden bewundert, wie cool die da geparkt sind- trotz Bussen, LKWs , Traktoren und nerviger Kids – die bleiben souverän und ruhen sich aus.
Weiter geht’s unter der riesigen Autobahnbrücke der A6 hindurch hinein in die Einsamkeit der Wälder. Ich bin jetzt schon begeistert von den Jakobspfaden .Tolle Streckenführung, gut gekennzeichnet- man braucht eigentlich keine Karte, - aber nur für Wanderer ausgelegt!
Auf einem relativ einfachen Wegstück laufe ich hinter dem dicken Hintern der Hakima her und denk noch so bei mir: - dieses gleichmäßige Hufgeklapper das schläfert aber richtig schön ein- als es mich wie ein Blitz durchzuckt !!Das Kind!! Ich dreh mich um – und Greta kippt geradewegs in meine Arme!
Wie heißt es doch so schön:   Jakobus wird`s schon richten!  Jakobus sei Dank! Er hats gerichtet!
Das Kind ist nicht einmal wach geworden- ich trage sie einfach weiter- bis zur nächsten Bank wird es schon gehen…   ohhh die nächste Bank war fern!  Pilgern hat ja manchmal auch was mit Buße zu tun- nur wüsste ich nicht, für was ich büssen muß – bin doch ein netter Kerl- dachte ich zumindest…
Kaum habe ich dann endlich eine Bank gefunden, wo ich das schlafende Kindlein ablegen kann, war dasselbige augenblicklich putzmunter und der arme Vater völlig erschöpft!

Ich bin noch ziemlich angespannt und kann noch nicht von zu Hause und vom Geschäft loslassen. Es nervt mich sehr, wenn wir keine Rhythmus rein bekommen- kaum hat sich die Kolonne in Bewegung gesetzt, ist schon wieder etwas, das uns zu anhalten zwingt- entweder muß einer Pippi, einer stolpert über die Hundeleine und braucht ein Pflaster, etwas fällt runter undsoweiterundsofort….
Kurz vor Schwäbisch Hall , wieder oben an der Hangkante zum tiefen Kochertal. Der Pfad lässt sich ganz ordentlich an – hübsch, so ein Waldpfad direkt am Rande der Stadt.

 Links geht’s steil den Berg hinauf, rechts geht’s sehr sehr! steil den  Abhang hinunter! Vorsichtshalber müssen die Kinder absteigen hinterher gehen. Der Pfad wird immer schmaler und eh wir uns versehen, ist kein Platz mehr zum wenden. Und so geht es rund anderthalb Kilometer…Dann kommt die erste Brücke! Horror! Der Papa joggt vorsichtshalber voraus und schaut, ob noch mehr Hindernisse kommen -  wir werden es wagen.
Zurück bei der Brücke werden die Packtaschen der Pferde auf das Geländer angehoben- sie sind zu breit. Schritt für Schritt geht es hinüber.  Ein Stück weiter führt der Pfad über das Flachdach des Diak! (Krankenhaus) – das Gebäude ist „in“ den Berg hinein gebaut, ein paar Kids hocken rum und rauchen. Kurz darauf besteht die Möglichkeit, den Trampelpfad zu verlassen und auf das Klinik Gelände zu gelangen. Über Spazierwege in engen Serpentinen gelangen wir auf die Strasse hinunter. Kurz darauf kommen wir am anderen Ende das Waldweges vorbei- er endet in einer engen langen Treppe auf der Strasse- zum Glück sind wir rechtzeitig abgebogen!!
Keine 2 Strassen weiter wohnt eine Bekannte von uns – mitsamt ihren Pferden in der Stadt- sie nennt es Paddockpiraterie- denn sie hat für ihre schicken Vollblutaraber riesige Sandpaddocks auf Brachland der Stadt anlegen lassen.
Wir kommen natürlich, wie es sich für Pilger gehört unangemeldet – und werden sehr herzlich aufgenommen!!
Die Tiere werden versorgt, die Mensche finden Quartier in den Gästezimmern unter Dach.
Ich habe unseren Hufschmied angerufen, ob er kommen und nach Zorra schauen kann, denn schon nach 2 Tagesetappen sind ihre Hufe hart an der Grenze.  Unser Schmied ist ein Goldstück- er hatte uns schon zum Ungarnritt damals versprochen, dass er bei einem Problem einfach per Motorrad nachkommt und die Hufe richtet- damals haben wir ihn nicht gebraucht- dafür jetzt- praktisch noch zu Hause( peinlich!)
Natürlich kommt Detlef prompt, bringt auch noch unsere Freundin Eva mit- uns so verbringen wir nach dem Beschlagen einen spassigen Abend im Garten von unserer Gastgeberin Ursl.


Die Kinder schlafen schon längst im Matratzenlager, während wir Erwachsene noch so manches Fläschchen Rotwein leeren.