Montag, 5. März 2012


7.Tag
Trotz dem Heu tun mir heute alle Knochen weh!
Heute kommt zum üblichen zusammen packen auch noch der Abbau der Nachtkoppel dazu – Mistviecher!
Es ist kalt , regnerisch und sehr windig. Mühsam geht es steil den Berg hoch ins Dorf auf der Suche nach einer Bäckerei oder ähnlichem.
Ganz oben werden wir fündig- war ja klar…
Auf der Strasse gibt es Frühstück, Passanten kommen vorbei und unterhalten sich kurz mit uns. Ein alter Mann erzählt von seinen Pilgertouren in Frankreich und in Spanien- er hat´s nach Santiago geschafft – wird es uns eines Tages auch gelingen?
In der Dorfmitte von Rübgarten treffen wir zwei ältere Damen beim Backhaus- sie backen Brot – es duftet herrlich- draussen stehen die Brotmobile- ihre urigen Handwagen, mit denen sie die fertigen Laibe nach Hause schieben. Sie laden uns ein, aber es dauert uns noch viel zu lange, bis das Brot fertig ist- wir wollen weiter. 


Wir kommen in den Schönbuch, ein sehr schönes, riesig großes  Waldgebiet südlich von Stuttgart. Wie eine Insel (oder besser eine riesige Lichtung) umgeben nur von tiefen Wäldern liegen die Felder und die Domäne Einsiedel. Die Wege führen schnurgerade auf den Hof zu und davon weg. Der Hof liegt bei einem hübschen alten Jagdschloß, in dem heute  kath. Jugendgruppen Freizeiten veranstalten. 

Ab jetzt geht es heute bis Bebenhausen nur durch Wald. Wir gelangen an eine Waldschänke, wo wir natürlich einkehren. Eine betagte Dame betreibt diese Anlage seit über 40 Jahren, alles hier hat 60er Jahre Charme- die Kinder erobern den großen Spielplatz mit Klettergerüsten und Autoscooter wie es sie schon zu meiner Kindheit gab- skuril das ganze!!
Die Eltern genehmigen sich einen Kaffee, der zwar in Plastikbechern ausgeschenkt , aber auf Porzellan Untertassen serviert wird! Dazu gibt `nen Schokoriegel.
Frage: Seid Ihr Pilger, oder lauft Ihr nur so rum?   -  Pilger natürlich!  O.K., dann gibt’s nenn Gratisschnaps dazu !  Den bekommen Pilger hier traditionell. Tolle Sache.
Auf unserem Weg müssen wir nun durch ein großes Tor- der Schönbuch ist zu großen Teilen eingezäunt – damit das Wild drinnen und die Wilderer draussen bleiben.

 Schön ists hier, still, fernab der Zivilisation- so nah an einer großen Stadt!
Es geht bergab nach Bebenhausen. Zuerst noch über die laute, viel befahrene Bundesstrasse und schon ist man drin in einer anderen Welt! Der kleine Ort wird beherrscht vom hervorragend erhaltenen Kloster, ringsum herrliche alte Fachwerkhäuser.
Das Klappern der Hufeisen auf dem Kopfsteinpflaster passt perfekt dazu! Wir drehen ein Dorf- und Klosterrunde – selbst die Nistkästen sind hier gotisch!!
      
Ein Touristenpaar aus Venedig freut sich , dass St. Jakob auch in Deutschland populär ist.

Quartiersuche steht an. Aber keiner der Einheimischen weiß ein Stückchen Wiese oder Weide für uns, es wird uns empfohlen, ins nächste Ort weiter zu gehen. Das ist schon der Stadtrand von Tübingen- dort gibt es Reitvereine- ohje- und einige Bauernhöfe mit Pferden- schon besser!
Wir treffen Pilger!  Heut Mittag im Wald haben wir diese Gruppe schon gesehen, da machten sie etwas abseits Rast, später haben sie uns bei einer der ach so vielen Ichmußmalpinkeln- Pause überholt. Nette Leute, schicke Outdoor Klamotten und angenehm frisch duftend… sie sind erst heute gestartet – haben sich auch von der Unwetterwarnung verrückt machen lassen.

Nach Bebenhausen geht es !steil! den Berg hoch- richtig steil.
Gemein ist, dass es auf den Fotos nie so steil aussieht wie es eigentlich ist…
Die frischen Pilger sind direkt vor uns , als schon wieder der Pinkelruf ertönt. –Klar die kommen weiter- keine Kinder, hund , Pferde dabei- die können Abends sogar ins Hotel..seufz..
Da vorne sind sie wieder- und der Abstand wird geringer- sooo schnell sind die gar nicht!
Kaum haben wir sie eingeholt, trennen sich unsere Weg auch schon wieder- sie bleiben auf dem Jakobsweg- wir gehen direkt rein nach Waldhausen um ein Quartier zu suchen.
Es ist zwar blöd, aber man bekommt schon mal so einen Rennehrgeiz..
Vorbei an leeren Baracken- oh nein, die sind gar nicht leer- da hausen Leute! Schrecklich, es sieht hier aus wie in den Slums von großen US-Städten , dann Sportanlage, Reitverein- riesige Anlage, doch wir gehen lieber zu den Bauernhöfen auf der anderen Strassenseite.
3,4 schöne große alte Höfe sind da, aber direkt dahinter die Hochhäuser der Trabantenstadt- wie schön haben wir es da in Hohenlohe!!
Gleich die ersten Bäuerin, die wir antreffen lässt melken melken sein und läuft mal eben zum Nachbarn um für uns nach Quartier zu fragen.  Toll!!
Ihre eigene Weide sei nicht sicher genug eingezäunt, ein Zimmer will sie auch auftreiben – haben wir richtig gehört? Ein Zimmer?!!  Oh wie fein. Es war regnerisch und saukalt heute.
Die Mädels vom Nachbarhof  nehmen unsere Pferde freudestrahlend auf. Die findens cool, solche Stromer als Gäste im Stall zu haben! Ein Bauer kommt vorbei und sagt, er solle mich abholen und mir das Zimmer zeigen.
ER hat im Keller Zimmer für seine Saisonarbeiter eingerichtet. Dort könnten wir auf dem Boden unsere Schlafsäcke ausbreiten, wir könnten auch duschen, aber sollten bitte die Kinder auf einmal und bittschön Wassersparen. Aber wir können nur rein, wenn er da ist- Schlüssel gibt es keinen und er hat auch keine Lust auf rein und raus…ich bin froh, ein Dach über dem Kopf zu haben und sage zu- wir können DUSCHEN!! Er nennt einen sehr stolzen Preis, doch egal, wir haben Urlaub…
Zurück im Stall wird vom Proviant Brotzeit gemacht, Steffi hat etwas eingekauft.(hinter dem Hof liegt ja gleich die Stadt..!)
Wir bekommen Bescheid, dass wir einziehen dürfen- die Ponys sind auf einem Paddock für die Nacht geparkt und mümmeln ihr Heu.
Die ganze Band duscht, ich wasche auch noch einige Stücke aus- obwohl unser Vermieter meinte, die Heizung bleibt aus, habe ich beschlossen, dass bei dem Preis Wäschetrocknen inclusive sein muß.
Wir haben prächtig geschlafen, während draussen der Regen an die Fensterscheiben trommelte- arme Pferde !
Die Bäuerin macht einen ganz netten Eindruck- passt gar nicht so recht zu diesem Mann…
Schnell gepackt, das Zimmer geräumt, die Bäuerin sagt, wir sollen nach dem Pferdepacken noch mal kurz vorbei schauen.
Im Stall die Pferde geputzt und noch mal ordentlich gefüttert, aufgerödelt , Armeleutefrühstück aus dem Proviantbeutel und dann ums Eck zurück auf den anderen Hof zum verabschieden. Wir werden ins Haus gebeten und zum Frühstück eingeladen! Ein riesiges 2. Frühstück mit allem was das Herz begehrt. Der Bauer kommt vom Feld rein, ist sogar ganz nett am unterhalten und knöpft mir dann fürs Frühstück weitere 10 Euronen ab!
War ja eigentlich eine Einladung von seiner Frau- aber macht nix- wars wert und wir haben ja Urlaub….dafür riechen wir nun nicht mehr wie Dschingis Khans Horden!



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