7.Tag
Trotz dem Heu tun mir heute alle Knochen weh!
Heute kommt zum üblichen zusammen packen auch noch der
Abbau der Nachtkoppel dazu – Mistviecher!
Es ist kalt , regnerisch und sehr windig. Mühsam geht es
steil den Berg hoch ins Dorf auf der Suche nach einer Bäckerei oder ähnlichem.
Ganz oben werden wir fündig- war ja klar…
Auf der Strasse gibt es Frühstück, Passanten kommen vorbei
und unterhalten sich kurz mit uns. Ein alter Mann erzählt von seinen
Pilgertouren in Frankreich und in Spanien- er hat´s nach Santiago geschafft –
wird es uns eines Tages auch gelingen?
In der Dorfmitte von Rübgarten
treffen wir zwei ältere Damen beim Backhaus- sie backen Brot – es duftet
herrlich- draussen stehen die Brotmobile- ihre urigen Handwagen, mit denen sie
die fertigen Laibe nach Hause schieben. Sie laden uns ein, aber es dauert uns
noch viel zu lange, bis das Brot fertig ist- wir wollen weiter.
Wir kommen in den Schönbuch,
ein sehr schönes, riesig großes
Waldgebiet südlich von Stuttgart. Wie eine Insel (oder besser eine
riesige Lichtung) umgeben nur von tiefen Wäldern liegen die Felder und die Domäne Einsiedel. Die Wege führen
schnurgerade auf den Hof zu und davon weg. Der Hof liegt bei einem hübschen
alten Jagdschloß, in dem heute kath.
Jugendgruppen Freizeiten veranstalten.
Ab jetzt geht es heute bis Bebenhausen nur durch Wald. Wir
gelangen an eine Waldschänke, wo wir natürlich einkehren. Eine betagte Dame
betreibt diese Anlage seit über 40 Jahren, alles hier hat 60er Jahre Charme-
die Kinder erobern den großen Spielplatz mit Klettergerüsten und Autoscooter
wie es sie schon zu meiner Kindheit gab- skuril das ganze!!
Die Eltern genehmigen sich einen Kaffee, der zwar in
Plastikbechern ausgeschenkt , aber auf Porzellan Untertassen serviert wird!
Dazu gibt `nen Schokoriegel.
Frage: Seid Ihr Pilger, oder lauft Ihr nur so rum? -
Pilger natürlich! O.K., dann
gibt’s nenn Gratisschnaps dazu ! Den
bekommen Pilger hier traditionell. Tolle Sache.
Auf unserem Weg müssen wir nun durch ein großes Tor- der
Schönbuch ist zu großen Teilen eingezäunt – damit das Wild drinnen und die
Wilderer draussen bleiben.
Schön ists hier,
still, fernab der Zivilisation- so nah an einer großen Stadt!
Es geht bergab nach Bebenhausen.
Zuerst noch über die laute, viel befahrene Bundesstrasse und schon ist man drin
in einer anderen Welt! Der kleine Ort wird beherrscht vom hervorragend
erhaltenen Kloster, ringsum herrliche alte Fachwerkhäuser.
Das Klappern der Hufeisen auf dem Kopfsteinpflaster passt
perfekt dazu! Wir drehen ein Dorf- und Klosterrunde – selbst die Nistkästen
sind hier gotisch!!
Ein Touristenpaar aus Venedig freut sich , dass St. Jakob
auch in Deutschland populär ist.
Quartiersuche steht an. Aber keiner der Einheimischen weiß
ein Stückchen Wiese oder Weide für uns, es wird uns empfohlen, ins nächste Ort
weiter zu gehen. Das ist schon der Stadtrand von Tübingen- dort gibt es
Reitvereine- ohje- und einige Bauernhöfe mit Pferden- schon besser!
Wir treffen Pilger!
Heut Mittag im Wald haben wir diese Gruppe schon gesehen, da machten sie
etwas abseits Rast, später haben sie uns bei einer der ach so vielen
Ichmußmalpinkeln- Pause überholt. Nette Leute, schicke Outdoor Klamotten und
angenehm frisch duftend… sie sind erst heute gestartet – haben sich auch von
der Unwetterwarnung verrückt machen lassen.
Nach Bebenhausen geht es !steil! den Berg hoch- richtig
steil.
Gemein ist, dass es auf den Fotos nie so steil aussieht
wie es eigentlich ist…
Die frischen Pilger sind direkt vor uns , als schon wieder
der Pinkelruf ertönt. –Klar die kommen weiter- keine Kinder, hund , Pferde
dabei- die können Abends sogar ins Hotel..seufz..
Da vorne sind sie wieder- und der Abstand wird geringer-
sooo schnell sind die gar nicht!
Kaum haben wir sie eingeholt, trennen sich unsere Weg auch
schon wieder- sie bleiben auf dem Jakobsweg- wir gehen direkt rein nach Waldhausen um ein Quartier zu suchen.
Es ist zwar blöd, aber man bekommt schon mal so einen
Rennehrgeiz..
Vorbei an leeren Baracken- oh nein, die sind gar nicht
leer- da hausen Leute! Schrecklich, es sieht hier aus wie in den Slums von
großen US-Städten , dann Sportanlage, Reitverein- riesige Anlage, doch wir
gehen lieber zu den Bauernhöfen auf der anderen Strassenseite.
3,4 schöne große alte Höfe sind da, aber direkt dahinter
die Hochhäuser der Trabantenstadt- wie schön haben wir es da in Hohenlohe!!
Gleich die ersten Bäuerin, die wir antreffen lässt melken
melken sein und läuft mal eben zum Nachbarn um für uns nach Quartier zu
fragen. Toll!!
Ihre eigene Weide sei nicht sicher genug eingezäunt, ein
Zimmer will sie auch auftreiben – haben wir richtig gehört? Ein Zimmer?!! Oh wie fein. Es war regnerisch und saukalt
heute.
Die Mädels vom Nachbarhof
nehmen unsere Pferde freudestrahlend auf. Die findens cool, solche
Stromer als Gäste im Stall zu haben! Ein Bauer kommt vorbei und sagt, er solle
mich abholen und mir das Zimmer zeigen.
ER hat im Keller Zimmer für seine Saisonarbeiter
eingerichtet. Dort könnten wir auf dem Boden unsere Schlafsäcke ausbreiten, wir
könnten auch duschen, aber sollten bitte die Kinder auf einmal und bittschön
Wassersparen. Aber wir können nur rein, wenn er da ist- Schlüssel gibt es
keinen und er hat auch keine Lust auf rein und raus…ich bin froh, ein Dach über
dem Kopf zu haben und sage zu- wir können DUSCHEN!! Er nennt einen sehr stolzen
Preis, doch egal, wir haben Urlaub…
Zurück im Stall wird vom Proviant Brotzeit gemacht, Steffi
hat etwas eingekauft.(hinter dem Hof liegt ja gleich die Stadt..!)
Wir bekommen Bescheid, dass wir einziehen dürfen- die
Ponys sind auf einem Paddock für die Nacht geparkt und mümmeln ihr Heu.
Die ganze Band duscht, ich wasche auch noch einige Stücke
aus- obwohl unser Vermieter meinte, die Heizung bleibt aus, habe ich
beschlossen, dass bei dem Preis Wäschetrocknen inclusive sein muß.
Wir haben prächtig geschlafen, während draussen der Regen
an die Fensterscheiben trommelte- arme Pferde !
Die Bäuerin macht einen ganz netten Eindruck- passt gar
nicht so recht zu diesem Mann…
Schnell gepackt, das Zimmer geräumt, die Bäuerin sagt, wir
sollen nach dem Pferdepacken noch mal kurz vorbei schauen.
Im Stall die Pferde geputzt und noch mal ordentlich
gefüttert, aufgerödelt , Armeleutefrühstück aus dem Proviantbeutel und dann ums
Eck zurück auf den anderen Hof zum verabschieden. Wir werden ins Haus gebeten
und zum Frühstück eingeladen! Ein riesiges 2. Frühstück mit allem was das Herz
begehrt. Der Bauer kommt vom Feld rein, ist sogar ganz nett am unterhalten und
knöpft mir dann fürs Frühstück weitere 10 Euronen ab!
War ja eigentlich eine Einladung von seiner Frau- aber
macht nix- wars wert und wir haben ja Urlaub….dafür riechen wir nun nicht mehr
wie Dschingis Khans Horden!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen