Montag, 27. Februar 2012


2.TAG:

die Nacht war – hart- ich werde alt, mit tun die Knochen weh. Im Stall gibt’s ein ordentliches Klo, und ein superminikleines Waschbecken. Grobreinigung der Kinder, Zähnchen geschrubbt, Steffi verpackt die Klamotten und Schlafsäcke, während ich mich um die Pferde kümmere, -putzen und aufsatteln. 
Das satteln und packen ist recht zeitaufwändig – wir wollen keinen Druck riskieren so wie letztes Jahr! Bis die Taschen drauf sind und die Gepäcksäcke richtig verteilt, alles festgezurrt, das dauert- nix mit Flucht so wie im Western!

Greta kann nie in den tag starten ohne was zum beissen- sie findet ein paar Reste vom Vesper gestern- schon ist sie zufrieden, der Rest der Bande startet hungrig – an der nächsten Bäckerei soll es ordentlich Kaffe und was zum Frühstücken geben.
Kurzer Abschied, das Quartier war gratis- Pilger-Preis- dankeschön!  Los geht’s, die Strasse hat uns wieder…
Keine 500m weiter- gerade über die Hügelkuppe kommen wir durch eine ähm. „saloppe“ Offenstall- Anlage mit einer kunterbunten Pferdetruppe und sehr freundlichen Menschen-
Irgendwie hab ich das Gefühl, hier hätten wir besser hergepasst…
Im nächsten Dorf gibt’s vor der Bäckerei ausgiebig Frühstück, danach wandert es sich viel angenehmer. Es ist sehr hügelig, um nicht zu sagen mords Berge –zumindest aufwärts…die ersten Treppen hatten wir auch schon. Der Jakobsweg endet vor einer steilen Treppe abwärts- hier kommen wir nicht durch, ich suche einen Umweg und finde wieder Treppen! Aber diese sind für die Pferde machbar, unten läd ein ebenes, einsames , saftiges Wiesenstück zur Pause ein, Bäumstämme als Sitzgelegenheit gibt’s auch. 

Wir lockern die Vorderzeuge und lassen die Rösslein fressen. Die Kinder bekommen auch einen Snack und Papa schaut in der Karte, was die Strecke noch so bringt. Plötzlich sackt Hakima hinten weg, steht auf, geht einige Schritte rückwärts, knickt wieder hinten weg – alles mehrmals und sehr heftig- der Schreck ist groß!!
Wir denken an was schlimmes, doch dann erkennen wir, dass sie beim Fressen mit dem Maul hinter das lediglich gelockerte Vorderzeug geraten ist und sich so mit dem Riemen ständig harte Rückwärtsparaden gibt- schnell hin, irgendwie die Schnalle aufgepfriemelt und sofort senkt sie ihren Kopf und frisst in aller Seelen ruhe weiter als ob nix gewesen wäre! Von 180 auf 0 in einer halben Sekunde !  Mann, da war Adrenalin drin!  Mann kann nie so blöd denken, wie es nachher doch passieren kann!  Wenn da die Kinder dahinter gesessen hätten! Oh Oh…



Es geht durch Winnenden – letztes Jahr durch den schrecklichen Amoklauf bekannt geworden. Der Jakobsweg führt ja immer mitten durch die Ortschaften, meist zur Kirche hin.






Hier geht es auch direkt durch das Schulgelände, die Pferde passen gerade so durch die Absperrungen für Autofahrer- solche Hindernisse haben wir mehrmals täglich. Bei Hakima muß man da schon schauen, dass sie nicht mit den breiten Taschen hängen bleibt- die marschiert halt- egal was kommt. Ihre blütigere Tochter Zorra ist da ganz anders- ihr ist das Geräusch wenn die Packtaschen an Hauswänden oder Verkehrsschildern entlang streifen äusserst  zuwider !  Sie schaut sich, wenn`s eng wird eher um, und fädelt regelrecht ein, damit ja nix streift! Cool!



Wir haben für heute Abend noch kein Quartier – ein bisschen mulmig ist uns schon- aber Jakobus wird´s schon richten.
Es ist sehr schwül und wir haben ziemliche Steigungen zu bewältigen. Durst. Die letzte Wasserflasche enthält nur noch ein paar Schlucke. Pauline darf sie leer Trinken, denn sie ist bisher alles gelaufen! Die zwei anderen lümmeln eh die meiste Zeit auf den Pferde rum. Diese Entscheidung verletz unser Greta wohl zutiefst- sie bekommt auch regelrecht Panik, dass es nun bei diesem Durst nix mehr zu trinken gibt. Sie ist aufgelöst. Wir darben, haben Bettsorgen, sind geschafft von Berg und Hitze und nun auch noch ein plärrendes Kind!
Unten im Tal ist ein Dorf (wo wir eigentlich NICHT hin wollten), also versprech ich den Kindlein, dass wir da hin gehen und Pause machen mit viel Eis und so (und hoffe, dass da überhaupt ein Laden o.ä. ist!!) Das Kind heult verzweifelt weiter , wir gehen gerade mal 50m um die Kurve da steht ein Langnese- Schild an einen Baum gelehnt – was für ein Hohn denk ich noch, doch halt, gerade auf Höhe des Schildes führt eine enge Einfahrt in den Berg hinein- da ist ein Schützenhaus- MIT BIERGARTEN – und der hat auch noch geöffnet!!  Jakobus hats gerichtet!!
Nix wie rein, die Pferde müssen eine Mauer hoch springen, damit ich sie an die Waldbäume binden kann. 

Es ist ein lauschiges Plätzchen mit Bier für die Eltern und Eis für die Kinder.
Wir haben einen Internet Ausdruck einer Adressenliste mit Pilgerquartieren dabei und eine
Liste mit VFD- Wanderreit- Quartieren. Eine davon liegt auf der Strecke und die ruf ich jetzt an. Ist zwar etwas weiter als geplant, aber frisch gestärkt ist`s gut zu schaffen.´
Die Dame sagt zu, für die Pferde gar kein Problem, für uns Menschen schwieriger, aber sie regelt das.  Prima! Ein Problem weniger, da wandert sich viel entspannter! Wir kommen gut voran.
Wie besprochen rufe ich am Ortseingang von Endersbach noch mal an und es ist wie ich mir schon dachte- quer durch die Stadt und noch mal ca.2 km ausserhalb…  aber immerhin liegt der Stall direkt am Jakobsweg- also keine zusätzlicher Umweg.
In Endersbach stehen wir dann vor einer Unterführung- an und für sich kein Problem, stand ja auch in der Karte, doch am anderen Ende der Unterführung ist eine lange Treppe aufwärts zu sehen. Ich beschließe, da gehen wir hoch. Es klappert fürchterlich laut im Tunnel, die Treppe mit viel Schwung hoch - - und wir stehen mitten auf einem belebten Dorfplatz und aus zig Eiskaffees und Strassenkneipen starren hunderte Feierabendmenschen auf dies Verrückten die da mit Pferden , Hund und Kindern aus der Tiefe mit Getöse aufgetaucht sind! –Nix wie weg hier!!
Zum Quartier zieht es sich hin. Wir sind müde, die Kids eh und Hunger macht sich breit. 

Kurz vor unserem Ziel kommen uns 3 Reiterinnen entgegen (zu Fuß, denn ihre Pferde geraten angesichts unserer Packpferde völlig aus dem Konzept und sind kaum zu bändigen) Es ist unser Quartiergeberin  . Sie geht jetzt erstmal 1-2 Stunden ausreiten, aber sie hat schon mal die Mistkarre an die Strasse gestellt, damit wir die Abzweigung zum Stall finden. Dort können wir die Tiere schon mal versorgen- und eine Unterkunft für uns Menschen hat sie keine besorgt. ÖH. ? War aber eigentlich versprochen.
Wir satteln schon mal ab und versuchen die Pferde an der eigenartigen Selbstränke zu tränken, aber sie trauen sich trotz Durst nicht dran.
Wir sitzen auf unserem Gepäck und vespern schon mal unseren Notproviant und warten. Und warten, warten, warten.
Zweieinhalb Stunden später kommt sie vom Ausritt zurück. Die gute Nachricht_ wir dürfen im von 2 Seiten offenen Stall schlafen,  die schlechte Nachricht- wir müssen um 6 Uhr schon wieder raus, da sie da ihre Pferde rein tun will bevor sie zur Arbeit geht.  Öhmja?!?  Wir brauchen für das ganze Geraffel viel Zeit- 5Schlafsäcke, 5Isomatten etc..   ausserdem ist Urlaub!
Vorhin beim rastlosen umherlaufen haben ich 500 m weiter die  Ruine einer Kapelle entdeckt, da ist ein Dach drauf, der Boden ist trocken- also wird kurzerhand unser Nachtquartier dorthin verlegt. Die Pferde bekommen ein frisches Stück Weide und einen vollen Tränkbottich, ich werde noch zur nächsten Tanke chauffiert, damit wir etwas zum Trinken kaufen können.



Unser Frust ist schnell verflogen, die Ruine ist richtig romantisch und die Kinder haben einen Heidenspaß  ( Achtung Wortspiel) in dem ehm. Kirchlein. 
Viele Jogger, Abendspaziergänger und sonstige Gestalten kommen vorbei- es ist richtig viel los auf diesem Feldweg, aber unser Enzo hält Wacht- niemand kommt hier rein!! Es ist beruhigend. In der Nacht fängt es an zu regnen, das Dach ist undicht, überall tropft es, aber mit der Zeit bekommt man heraus, wie und wo man liegen muß, damit man nicht Nass wird.
Über uns das Kruzifix  - wir schlafen gut.

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