Montag, 27. Februar 2012


6. Tag:


oder Tag 3 im schönen schwäbischen  Naturpark…
zusammengefasst:  heiß, Bremsen, Wald.
Aber auch:  wunderschöne Pfade, teils sandig, teils steinig und durch die Sonne fühl ich mich manchmal fast wie in Frankreich.

Auf der Karte ist ein Wanderheim eingezeichnet- wir freuen uns schon auf die Einkehr. Doch wie wir hungrig und durstig ankommen hängt da ein Schild: Urlaub!  Ich glaubs ja nicht: vor allem sämtliche Leute aus der Gastronomie sind in der Hochsaison im Urlaub! Aber die „location“ ist super schön : ein großer alter Fachwerkhof , bestens restauriert, umgeben von Wiesen und Hochwald- wirklich ein idyllischer Ort. Tja da trinken wir halt unser inzwischen warm gewordenes
Quellwasser, welches wir morgens abgefüllt haben und trotten weiter. Wir 5 Menschlein brauchen tagsüber während dem Wandern rund 4-5Flaschen Wasser , die Pferde saufen erstaunlich wenig, der Hund bedient sich an jeder Pfütze, Brunnen, Bach- was sich halt so ergibt.
Die Landschaft wird wieder offener, wir kommen gen Oppenweiler.

Gleich beim ersten Hof sind viele Hundezwinger, da werden wohl Schäferhunde gezüchtet. Und genau diese machen einen ordentlichen Radau- Enzo stellt auch gleich die Rute, aber er bleibt ordentlich „bei Fuß“. Pauline hat ihn an der Leine und er gehorcht selbst dem Kind- braver Hund- das wäre vor einigen Monaten noch nicht gegangen!
Kurz darauf das nächste Hindernis, der Pilgerweg führt über eine Fußgängerbrücke über die Bahngleise am Bahnhof. Der Umweg laut Karte ist uns einfach zu weit., die Sonne hat uns das Hirn verbrannt und jetzt noch extra Kilometer Asphaltklappern wollen wir nicht. Also die Kinder voran geschickt, die sollen drüben warten, noch ein letzter Blick aufs Bahngelände, nicht dass da irgendein strenger Beamter wo rumlungert und los:  steil auf der einen Seite die Treppe hoch. Es klappert fürchterlich laut- unter den Betonstufen ist eine Stahlkonstruktion- die ersten Nachbarn schauen schon über die Hecken…  Dann auf der anderen Seite die Treppen wieder runter – kurzer Schreck- diese Treppe ist geteilt – auf halben Weg eine 180° Wendung – und hat zudem in der Mitte der Treppen ein weiteres Geländer- es ist eng, die Pferde passen gerade so durch, die Kurven gehen Tritt für Tritt- zweite Treppe runter und wir stehen auf dem Bahnsteig. Energisch kommt uns eine ältere Frau entgegen- ich denke schon, dass die gleich mächtig goscht (schwäbisch für schimpfen)-  doch sie findet das nur cool!! Aus der Bahnhofkneipe johlen und pfeifen die üblichen Verdächtigen beim Morgenbierchen rüber und halten die Daumen in die Höhe – in dem Moment rast ein Schnellzug durch- was ein Glück, dass wir von der Brücke schon runter sind!
Noch ein Stückchen bis zur Kirche und schon müssen unsere Pony`s zum 2.Mal Nerven bewahren: hier wird gebaut und während wir uns zwischen Bagger, Kompressor, Straßenwalze und LKW durchschlängeln fallen neben uns die Linden der Motorsäge zum Opfer. Wir haben Klasse Pferde!
Diese werden im Schatten an einer Strassenlaterne geparkt, der Hund als Wächter dazu und wir nehmen Platz auf der Terrasse einer Pizzeria. Am besten ganz in der Ecke, etwas abseits- die Leute sehen im Vergleich mit uns alle so sauber und „aufgeräumt“ aus. Greta stinkt- also leg ich sie unter dem Tisch trocken, Steffi wird indessen von einem Herrn vom Nachbartisch angesprochen wegen der Tiere und geht mit ihm hinüber.
Als sie zurückkommt ist das Kind sauber und Steffi berichtet, dass dies der Pfarrer war, der  Wasser für die Pferde und den Hund hatte und gleich noch unser Credencial abgestempelt hat. Super.


Nach dem Essen kommt die Pfarrersfamilie noch mal bei uns vorbei und wünscht uns einen gute Reise. Ich bitte ihn, die Kirche aufzuschliessen, damit wir später noch rein können.
Innen ist die Kirche recht nüchtern und modern, aber an den Wänden stehen tolle Epitaphien- die Herren Sturmfeder (so hießen die!) sind hier beigesetzt. Die steinernen Männer (Ritter) stehen auf Löwen –oder Viechern wie sich ein mittelalterlicher Kollege halt einen Löwen vorgestellt hat, die Damen stehen jeweils auf einem  Hund. Das finden die Kinder natürlich ganz witzig…
Um die Kirche ist jetzt endgültig die Strasse aufgebaggert, so bleibt uns nur noch der Weg durch den Park. Vorbei am hübschen Wasserschloß, dem heutigen Ratshaus . Der breite Spazierweg endet vor einer schmalen Pforte in der Parkmauer. Zorra passt durch, doch Hakima bleibt mit ihren Packtaschen stecken. Also das Pferd Schritt für Schritt rückwärts bugsiert, ich schleiche mit ihr über den Rasen und wir brechen durch die Hecke auf den Gehweg. Keine 20 m weiter sehen wir eine große Lücke in der Hecke- dort hätten wir ganz ohne Kratzer und Flurschaden durch gekonnt!
Es ist drückend heiß, keine Lüftchen geht.
Nach der Pause haben wir entdeckt, dass Zorras Wunde wieder aufgebrochen ist. Sie leidet  und ich fühl mich schlecht. Müde wandern wir weiter. Ein nettes Gespräch am Wegesrand- ein Stadtarbeiter erzählt uns von seinen Pferden- er hat Dülmener direkt von der Wildbahn.
Wir schleichen weiter Richtung Süden, Asphalt, durch Dörfer, entlang Strassen. Es macht gar keinen Spaß mehr. Steffi und ich beschließen kurz vor Steinbach, dass es genug ist. Der Rückhol- Service , sprich Oma Marlies wird angerufen und ein leicht zu findender Treffpunkt  wird ausgemacht.
So verlassen wir den Jakobsweg und gehen in Richtung B14 bei Stümpfelbach.
Die Entscheidung aufzuhören wird uns leicht gemacht- denn der Himmel zieht sehr schnell zu, kein Lüftchen geht- es „riecht“ nach Gewitter.
Wir finden eine Bushaltestelle an der Bundestrasse, wo Marlies uns nicht übersehen kann.


Die letzten Vorräte werden verspeist und leergetrunken, schon geht das Unwetter mit Hagel und Regenguß los. Die Pferde stehen eingepackt in die Bundeswehr-Ponchos unter alten Obstbäumen, wir sitzen unter einem Balkon einigermaßen trocken. So endet unsere Tour durch viel Natur auf einer Betonplatte .
Die Rückkehr erfolgt wie schon gehabt, Marlies nimmt mich und die Kinder mit, lässt mich beim Gespann raus und bringt die Kinder heim. Ich fahre mit Auto und Anhänger zurück zu Steffi und hole den Rest unserer Truppe ab. Bis wir endlich in Hermuthausen ankommen sind die Kinder schon abgefüttert und gebadet. Brave Oma!!
Es reicht fürs erste, der Anfang ist gemacht, wir wollen diesen Weg nun immer weitergehen, so wie wir Zeit und Laune dazu haben- und so Gott will werden wir eines Tages in Santiago de Compostela das riesige Weihrauchfaß schwingen sehen.

Unterwegs in einer Kirche fand ich folgenden Spruch: Im ersten Schritt liegt der ganze Weg….

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