6. Tag:
oder Tag 3 im schönen schwäbischen Naturpark…
zusammengefasst:
heiß, Bremsen, Wald.
Aber auch:
wunderschöne Pfade, teils sandig, teils steinig und durch die Sonne fühl
ich mich manchmal fast wie in Frankreich.
Auf der Karte ist ein Wanderheim eingezeichnet- wir freuen
uns schon auf die Einkehr. Doch wie wir hungrig und durstig ankommen hängt da
ein Schild: Urlaub! Ich glaubs ja nicht:
vor allem sämtliche Leute aus der Gastronomie sind in der Hochsaison im Urlaub!
Aber die „location“ ist super schön : ein großer alter Fachwerkhof , bestens
restauriert, umgeben von Wiesen und Hochwald- wirklich ein idyllischer Ort. Tja
da trinken wir halt unser inzwischen warm gewordenes
Quellwasser, welches wir morgens abgefüllt haben und trotten
weiter. Wir 5 Menschlein brauchen tagsüber während dem Wandern rund 4-5Flaschen
Wasser , die Pferde saufen erstaunlich wenig, der Hund bedient sich an jeder
Pfütze, Brunnen, Bach- was sich halt so ergibt.
Die Landschaft wird wieder offener, wir kommen gen Oppenweiler.
Gleich beim ersten Hof sind viele Hundezwinger, da werden
wohl Schäferhunde gezüchtet. Und genau diese machen einen ordentlichen Radau-
Enzo stellt auch gleich die Rute, aber er bleibt ordentlich „bei Fuß“. Pauline
hat ihn an der Leine und er gehorcht selbst dem Kind- braver Hund- das wäre vor
einigen Monaten noch nicht gegangen!
Kurz darauf das nächste Hindernis, der Pilgerweg führt über
eine Fußgängerbrücke über die Bahngleise am Bahnhof. Der Umweg laut Karte ist
uns einfach zu weit., die Sonne hat uns das Hirn verbrannt und jetzt noch extra
Kilometer Asphaltklappern wollen wir nicht. Also die Kinder voran geschickt,
die sollen drüben warten, noch ein letzter Blick aufs Bahngelände, nicht dass
da irgendein strenger Beamter wo rumlungert und los: steil auf der einen Seite die Treppe hoch. Es
klappert fürchterlich laut- unter den Betonstufen ist eine Stahlkonstruktion-
die ersten Nachbarn schauen schon über die Hecken… Dann auf der anderen Seite die Treppen wieder
runter – kurzer Schreck- diese Treppe ist geteilt – auf halben Weg eine 180°
Wendung – und hat zudem in der Mitte der Treppen ein weiteres Geländer- es ist
eng, die Pferde passen gerade so durch, die Kurven gehen Tritt für Tritt-
zweite Treppe runter und wir stehen auf dem Bahnsteig. Energisch kommt uns eine
ältere Frau entgegen- ich denke schon, dass die gleich mächtig goscht
(schwäbisch für schimpfen)- doch sie
findet das nur cool!! Aus der Bahnhofkneipe johlen und pfeifen die üblichen
Verdächtigen beim Morgenbierchen rüber und halten die Daumen in die Höhe – in
dem Moment rast ein Schnellzug durch- was ein Glück, dass wir von der Brücke
schon runter sind!
Noch ein Stückchen bis zur Kirche und schon müssen unsere
Pony`s zum 2.Mal Nerven bewahren: hier wird gebaut und während wir uns zwischen
Bagger, Kompressor, Straßenwalze und LKW durchschlängeln fallen neben uns die
Linden der Motorsäge zum Opfer. Wir haben Klasse Pferde!
Diese werden im Schatten an einer Strassenlaterne geparkt,
der Hund als Wächter dazu und wir nehmen Platz auf der Terrasse einer Pizzeria.
Am besten ganz in der Ecke, etwas abseits- die Leute sehen im Vergleich mit uns
alle so sauber und „aufgeräumt“ aus. Greta stinkt- also leg ich sie unter dem
Tisch trocken, Steffi wird indessen von einem Herrn vom Nachbartisch
angesprochen wegen der Tiere und geht mit ihm hinüber.
Als sie zurückkommt ist das Kind sauber und Steffi
berichtet, dass dies der Pfarrer war, der
Wasser für die Pferde und den Hund hatte und gleich noch unser Credencial
abgestempelt hat. Super.
Nach dem Essen kommt die Pfarrersfamilie noch mal bei uns
vorbei und wünscht uns einen gute Reise. Ich bitte ihn, die Kirche
aufzuschliessen, damit wir später noch rein können.
Innen ist die Kirche recht nüchtern und modern, aber an den
Wänden stehen tolle Epitaphien- die Herren Sturmfeder (so hießen die!) sind
hier beigesetzt. Die steinernen Männer (Ritter) stehen auf Löwen –oder Viechern
wie sich ein mittelalterlicher Kollege halt einen Löwen vorgestellt hat, die
Damen stehen jeweils auf einem Hund. Das
finden die Kinder natürlich ganz witzig…
Um die Kirche ist jetzt endgültig die Strasse aufgebaggert,
so bleibt uns nur noch der Weg durch den Park. Vorbei am hübschen Wasserschloß,
dem heutigen Ratshaus . Der breite Spazierweg endet vor einer schmalen Pforte
in der Parkmauer. Zorra passt durch, doch Hakima bleibt mit ihren Packtaschen
stecken. Also das Pferd Schritt für Schritt rückwärts bugsiert, ich schleiche
mit ihr über den Rasen und wir brechen durch die Hecke auf den Gehweg. Keine 20
m weiter sehen wir eine große Lücke in der Hecke- dort hätten wir ganz ohne
Kratzer und Flurschaden durch gekonnt!
Es ist drückend heiß, keine Lüftchen geht.
Nach der Pause haben wir entdeckt, dass Zorras Wunde wieder
aufgebrochen ist. Sie leidet und ich
fühl mich schlecht. Müde wandern wir weiter. Ein nettes Gespräch am Wegesrand-
ein Stadtarbeiter erzählt uns von seinen Pferden- er hat Dülmener direkt von
der Wildbahn.
Wir schleichen weiter Richtung Süden, Asphalt, durch Dörfer,
entlang Strassen. Es macht gar keinen Spaß mehr. Steffi und ich beschließen
kurz vor Steinbach, dass es genug
ist. Der Rückhol- Service , sprich Oma Marlies wird angerufen und ein leicht zu
findender Treffpunkt wird ausgemacht.
So verlassen wir den Jakobsweg und gehen in Richtung B14 bei Stümpfelbach.
Die Entscheidung aufzuhören wird uns leicht gemacht- denn
der Himmel zieht sehr schnell zu, kein Lüftchen geht- es „riecht“ nach
Gewitter.
Wir finden eine Bushaltestelle an der Bundestrasse, wo
Marlies uns nicht übersehen kann.
Die letzten Vorräte werden verspeist und leergetrunken,
schon geht das Unwetter mit Hagel und Regenguß los. Die Pferde stehen
eingepackt in die Bundeswehr-Ponchos unter alten Obstbäumen, wir sitzen unter
einem Balkon einigermaßen trocken. So endet unsere Tour durch viel Natur auf
einer Betonplatte .
Die Rückkehr erfolgt wie schon gehabt, Marlies nimmt mich
und die Kinder mit, lässt mich beim Gespann raus und bringt die Kinder heim.
Ich fahre mit Auto und Anhänger zurück zu Steffi und hole den Rest unserer
Truppe ab. Bis wir endlich in Hermuthausen ankommen sind die Kinder schon
abgefüttert und gebadet. Brave Oma!!
Es reicht fürs erste, der Anfang ist gemacht, wir wollen
diesen Weg nun immer weitergehen, so wie wir Zeit und Laune dazu haben- und so
Gott will werden wir eines Tages in Santiago
de Compostela das riesige Weihrauchfaß schwingen sehen.
Unterwegs in einer Kirche fand ich folgenden Spruch: Im
ersten Schritt liegt der ganze Weg….
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