Montag, 27. Februar 2012


5.Tag   2009:
Im Frühtau zu Berge wir ziehen…nun Berge stimmt, Frühtau hats im Schatten auch, aber wir sind schon fast vom Start weg naß geschwitzt. Schadet aber nichts- gut wenn einige Pfunde „wegschmelzen“.

Steil geht’s hinauf, zum Glück meist im Wald, die Kinder halten fleissig Ausschau nach Muschelschildern und sind gut drauf.
Die Pferde und ich (komisch, die anderen nicht?!) werden von Bremsen geplagt. Obwohl sie eigentlich hinter mir gehen muß, kommt Hakima öfter mal nach vorne und zeigt so, dass man bitteschön eine Bremse wegklatschen soll. Zorra mit dem helleren Fell wird nicht ganz so sehr zerstochen wie die Schwarze.
Heute finden wir wieder einige Ruheplätzchen mit Schnitzwerk- da meint es jemand gut mit den Pilgern!

Pauline übernimmt immer häufiger das Führen von Hakima, Klemens hat Spaß mit dem Hund.
Wollten am Anfang gerade die Großen relativ viel reiten, denn laufen ist ja sooo anstrengend, so sind sie nun schleichend immer mehr zum Gehen gekommen (die Laufstrecken werden länger). Ich denke, das ist zum einen eine Konditions Sache, zum anderen wird es auch mal blöd etwas immer doof zu finden…
Eltern brauchen manchmal einen langen Atem!

An diesem Tag haben wir gefühlte 38999  Fröschlein und Krötenkinder am Weg eingefangen und dann ganz großzügig wieder frei gelassen.

Bergab geht’s, so langsam raus aus dem einsamen Wäldern, vorbei an Vieh und Pferdekoppeln in einem stillen Seitental der Murr.
Ein richtig schönes Dorf liegt am Weg- alte Bauernhäuser- teils liebevoll restauriert, teils wartend auf eine Wiederbelebung aus dem Dornröschenschlaf.



Am Brunnen können sich Hund und Pferde laben. Nebenan steht eine Sandsteinsäule die den Limes markiert, der einst hier entlang führte. Die Nachbarin möchte uns gerne fotografieren – auch mit unserem Foto- damit wir mal alle zusammen auf einem Bild sind- sie schafft es nicht- einen schneidet sie immer ab…

Heiß knallt die Sonne auf den Asphalt, wie wir nun gen Murrhardt wandern. Mit dem Limes haben wir aber nun ein neues Thema,  wir unterhalten die Kinder mit den Römern und die Laune bleibt gut.
Die Zivilisation hat uns wieder- in Murrhardt marschieren wir durch die Altstadt direkt zur Kirche- wie es sich für Pilger so gehört!
Vor der Kirche liegt ein Stein mit dem Schild „Willkommen Jakobspilger“  ich muß gestehen, wenn man so müde und durstig in einer fremden Stadt ankommt, da tut so ein einfaches Schild der Seele gut!

Pauline und ich schauen uns zuerst die Kirche (gotisch) und dann die Kapelle (sehr schön romanisch) an.
Es ist verblüffend, wie ein Kind die Fratzen und Bildnisse deutet- ich glaube Kinder sehen das eher so wie die einfachen Menschen im Mittelalter. Die Leute damals konnten ja auch nicht lesen und viele Informationen wurden per Bildern / Reliefs übermittelt – wir „moderne“ Menschen sehen da oft nur Zierrat oder Deko drin…
Die Pferde werden im Schatten der Bäume „geparkt“, die Menschen samt Hund gehen Eis essen- ist ja schließlich Sonntag.

Am Nachbartisch sitzt ein Ehepaar in schickem Wanderoutfit – wie verratzt sehen wir dagegen aus!
Unsere Duftmischung „MenschschwitzendPferdschwitzendFliegensprayversagendHundschwitzendmitBachwasser“ steht über unserem Cafetisch.  Besagtes Paar hat Wanderkarten ausgebreitet und studiert den Pilgerführer welchen wir zu Hause vergessen haben. Man kommt ins Gespräch und es stellt sich heraus, dass diese Leute den Jakobsweg Rothenburg- Rottenburg mit ausbaldowert und gekennzeichnet haben. Sie sind heute auf Inspektionstour -  wo sie fehlen werden die Muschelschilder ergänzt. Sie sind begeistert von unserer Pilgerfamilie und schenken jedem Kind ein Original Muschelschild.
 Im Großraum Stuttgart werden diese Schilder angeblich des öfteren gestohlen oder beschädigt…
Die Kinder bekommen ein großes Eis- schaffen es aber nicht- die Augen waren größer als der Hunger.
Wir besuchen das Touristen-Info- Museum- eine nette Einrichtung rund um den Naturpark Schw.-Fränk.Wald.  Klemens ist begeistert von einem gläsernen Bienenstock mit lebenden Bienen, Greta vom Fuchsbau, in den sie reinkriechen konnte und einen ausgestopften Fuchs drin fand.
Beim Verlassen des Museums hören wir ein Gespräch a n der Infotheke mit- die Leute unterhalten sich über eine Pilgerfamilie mit Packpferden- wir gehen grinsend vorbei.
Ausserhalb von Murrhardt bekommen wir ein privates Quartier bei spannenden Menschen. Sie sind auch auf dem Jakobsweg in Etappen und bieten anderen Pilgern einen Platz für die Nacht. Die Pferde kommen auf die benachbarte Pferdekoppel, wir bekommen ein Matratzenlager im Ruheraum vor der Sauna.

Wir dürfen duschen und die verschwitzten Klamotten waschen. Die Pizzabestellung funktioniert nicht- keiner von uns kann italienisch und der Pizzabäcker kein deutsch…  so kochen wir alle gemeinsam – es wird ein schöner Abend mit guten Gesprächen auf der Terrasse.

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